Predigt zu Römer 15, 13 von Hans-Georg Ahl

17.12.2017, 07:58

Predigt Rö 15, 13

13 Darum ist es mein Wunsch, dass Gott, die Quelle aller Hoffnung, euch in eurem Glauben volle Freude und vollen Frieden schenkt, damit eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes immer unerschütterlicher wird.

 

 

Liebe Gemeinde,

 

wir wollen heute morgen über diesen Adventswunsch des Paulus nachdenken. Er soll uns helfen, die Adventszeit mit ganz anderen Augen anzusehen: eben nicht nur als eine Zeit, wo wir, wenn es gut geht, es hier und da mal schaffen, eine gemütliche Stunde im Familienkreis zu genießen, oder mal ein gutes Buch zu lesen oder eine Klassik-CD einzuschieben. Vielleicht hilft uns dieser Vers aus dem Schlußteil des Römerbriefs, den Begriff Advent noch einmal ganz neu zu füllen.

Er ist ja nun mit zentralen Begriffen des Neuen Testaments randvoll angefüllt, die wir nun zunächst mal nacheinander auspacken wollen. In einem zweiten Schritt werden wir dann fragen, was sie miteinander zu tun haben und dann zum Schluß werden wir uns noch mit der Kraft des heiligen Geistes beschäftigen.

  1. Die drei Begriffe

Erster der drei zentralen Begriffe ist das Wort Freude. Dieses Wort taucht an zentraler Stelle in der Weihnachtsgeschichte auf: Siehe, ich verkündige euch große Freude, euch ist heute der Heiland geboren. Ganz klar, Sie kennen vielleicht den Vers aus dem Philipperbrief  „Freut euch im Herrn allewege..“: Christliche Freude hat ihren Grund, sie ist nicht aufgesetzt, sie wird nicht als Stimmung erzeugt oder angeheizt, sondern sie hat ihren Grund in dem, was Jesus für uns getan hat.

                Es ist die Freude, die im Vaterhaus Gottes herrscht, wenn der verlorene Sohn vor der Tür steht, die übrigens beim Vater schon entsteht, wenn er ihn von ferne sieht...(Ist das für uns schon ansteckend..)

                Es ist die Freude, zu der dann auch wir, wenn ich uns mal als ältere Brüder und Schwestern dieses verlorenen Sohnes ansprechen darf. Wir sind eingeladen mitzufeiern, auch wenn uns an der Ausgelassenheit und Musik dieses Festes etwas stört!

                Es ist die Freude, die in der Urgemeinde und doch hoffentlich jeder Gemeinde herrscht, wenn Menschen an Leib und Seele gesund werden und mit Gott, mit sich selber und ihrem Nächsten ins Reine kommen...

Das ist also sozusagen das erste Adventsgeschenk, das Paulus für uns bereit hat. Und jetzt dürfen wir das 2. Türchen aufmachen und da wartet der Begriff „Friede“ auf uns.

Auch der passt natürlich hervorragend zu Weihnachten. Und auch der, ist natürlich nicht von uns aus eigener Kraft zu verwirklichen:

                Das kann nur schief gehen, wenn man sich das ganze Jahr streitet...

                                               Oder eben Konflikte nicht austrägt

                                               Oder für seine Kinder nie Zeit und dann zu viel hat...

Weihnachten steht eben unter einem enormen „Friedensdruck“..

Wo kommt denn nun der wirkliche Friede her: Þ Simeon! Wenn wir den Heiland sehen!

Wir dürfen diesen Frieden natürlich nicht mit einem noch so fromm verbrämten Waffenstillstand verwechseln. Der schöne Begriff der versöhnten Verschiedenheit, den die Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung von Katholiken und Lutheranern verwenden, hat dem Zustand der Verschiedenheit zwar ein Adjektiv beigegeben, das aber in dem Moment vollständig seine Kraft verliert, wo ich den Ursprung der Versöhnung, den Gekreuzigten außen vor lasse. Und deshalb können sie eben auch das Abendmahl nicht zusammen feiern und der gesamte Begriff ist nicht mehr als ein schönes Wortspiel...

Dritter Begriff: Hoffnung. Und da hat Paulus, um Missverständnisse von vorneherein auszuschließen, schon bei der Einleitung des Verses auf den Ursprung aller christlichen Hoffnung hingewiesen. Denn der, der uns eigentlich diese Geschenke macht, ist ja kein anderer als der Gott der Hoffnung. Wenn dieser Begriff also untrennbar mit Gott verbunden ist, kann es also gar nicht sein, dass ich, wenn ich es mit diesem Gott zu tun bekomme, die Hoffnung aufgebe, weder die Hoffnung für mich und meine engsten Lebensverhältnisse, noch die Hoffnung für andere Menschen. Für Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle!      

  1. Ihr Zusammenhang

Der Zusammenhang dieser Begriffe wird hier auf eine Zweifache Art zum Ausdruck gebracht, und zwar zum einen, wie sie in uns hineinkommen und zum anderen, wie sie zur Entfaltung kommen.

Bei der Frage, wie diese Dinge in unser Leben hineinkommen und in ihm wirksam werden, gebraucht Paulus ein ganz einfaches und auch uns geläufiges Bild: Flasche leer, mit Trappatoni gesprochen, ist die beste Voraussetzung für diesen Vorgang. Denn, das ist ja wohl völlig logisch, eine volle Flasche, also ein

  • mit Freude an den falschen Dingen
  • mit Scheinfrieden und friedlicher Fassade
  • und Hoffnung nach dem Motto „et hat noch immer jot jegange“

erfüllter Mensch wird keinen Platz für Gott haben. Diesen Zusammenhang hat Paulus zu Genüge erfahren: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

Das kann doch dann im Blick auf das vor uns liegende Weihnachtsfest nur heißen, dass wir anfangen es zu leben: eben nicht in erster Linie uns selbst beschenken, uns selbst ein schönes Fest bereiten, alles unter den Teppich kehren, er kriegt davon ja doch nur Beulen!!

Wem klar ist, dass er leer ist, dass er Freude, Frieden und Hoffnung eben weder in sich hat noch bei anderen wecken kann, darf sich füllen lassen, davon weitergeben und dann eben merken, dass eine von Gott gefüllte Flasche eben immer wieder von ihm gefüllt wird, wenn sie leer ist!

Der zweite Begriff, der hier den Zusammenhang herstellt, ist der Begriff Glaube.

Im Glauben haben wir Freude, Friede und Hoffnung.

Mit Glaube ist allerdings nun nicht an irgendeine Autosuggestion gedacht, an etwas, das ich mir selber einrede.

                Þ Bei mir klappt das jedenfalls nicht, wenn ich mir versuche zu sagen „immer cool bleiben, Ahli, lächeln, ach wie schön, schon wieder eine rote Ampel...“

Nein, glauben ist in der Bibel immer auf Gott bzw. auf Jesus gerichtet, ist nicht das Vertrauen auf die eigenen Selbsheilungskräfte.

                Þ Ich glaube, hilf meinem Unglauben

Und damit bin ich noch beim kurzen 3. Punkt:  

  1. Die Kraft des Geistes

Einige von ihnen waren ja da und erinnern sich vielleich noch an die Predigt von Wiland Wiemer vor vielen Jahren zum heiligen Geist. Sein Predigttext war: der Geist weht, wo er will. Er hat dann einige Orte aufgezählt, wo es mit einiger Wahrscheinlichkeit ziemlich windig ist. Der Gottesdienst gehört übrigens auch dazu.

Seit dem ist das bei einigen von uns zu seinem geflügelten Wort geworden: wir stellen mit Freude fest, dass es manchmal auch an überraschenden Orten windig ist.

  • dass es auf einer Freizeit windig ist, dafür beten viele
  • dass lange und tief vergrabene Kriegsbeile ausgegraben werden, aber nicht um sie zu benutzen, sondern sie umzuschmieden...

Man darf nur die Türen und Fenster nicht zumachen!

Es handelt sich also beim der Kraft des heiligen Geistes, von der hier die Rede ist um Windkraft! Also eine sehr sanfte aber auch sehr wirksame Energie!

                Þ Gott will keine Propeller aus uns machen sondern Menschen mit

  • Rückenwind, um das zu tun, was wir zu tun haben
  • Gegenwind, wo wir auf falschen Wegen sind
  • Seitenwind, um uns in die richtige Richtung zu bringen

Wer sich an windige Orte begibt, wird ihr begegnen. Und auch, wer das nicht tut, ist vor ihr nicht sicher!


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