Predigt zu Offenbarung 1, 9-18 Susanne Wippermann

20.01.2018, 15:11

Da steht, dass noch viel Leid kommen wird. Obwohl es doch eigentlich jetzt schon zu viel ist. Unsere Erde, so wie sie heute ist, wird vergehen. Alles wird nicht gut werden.
Aber letztlich wird es doch gut ausgehen: denn Jesus wird wiederkommen – für jeden sichtbar. In all seiner Herrlichkeit und Macht. Es wird eine neue Welt geben. In der Jesus mit Gottes Kindern leben wird – ganz ungetrübt. Eine Welt, in der es keinen Tod mehr geben wird und kein Geschrei und kein Leid.
Bis dahin wird es spannend bleiben. Aber wir wissen um das gute Ende. Wir wissen, dass Jesus jetzt schon Sieger ist – und wir mit ihm. Unser Leben können wir von diesem Ende her leben – zuversichtlich und mit Hoffnung.

„Amen“ könnte ich jetzt schon sagen. Denn ich habe gerade das Ende der Predigt verraten. Doch wenn jetzt Schluss wäre,  würde uns der spannende Predigttext fehlen. Er steht heute in der Offenbarung 1 die Verse 9-18. Ich habe ihn in mehrere Abschnitte unterteilt. Wir hören die ersten Verse:

9 Ich, Johannes, euer Bruder, bin auf die Insel Patmos verbannt worden, weil ich das Wort Gottes verkündete und für die Botschaft von Jesus eintrat. Ich bin also wie ihr um Jesu willen in Bedrängnis, aber durch Jesus haben wir alle auch Anteil an Gottes Reich und sind dazu aufgerufen, unbeirrt durchzuhalten. 
10 Hier auf Patmos wurde ich an einem Sonntag, dem Tag des Herrn, vom Geist Gottes ergriffen. Ich hörte hinter mir eine Stimme, die durchdringend wie eine Posaune klang
11 und die mir befahl: »Schreibe das, was du siehst, auf eine Schriftrolle, und schicke sie an die sieben Gemeinden in ´den Städten` Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea.«
  

„Haltet unbeirrt durch“, schreibt Johannes aus der Verbannung. An Christen, die in Schwierigkeiten sind.
Gebt nicht auf. Bleibt dran am Glauben. Haltet an Jesus fest. Trotz aller Bedrängnisse. Es lohnt sich.
Er nennt sich Bruder und Mitgenosse, wie Luther übersetzt. Sie sind getrennt – aber Johannes fühlt sich verbunden mit seinen Glaubensgeschwistern. Sie gehören zusammen zu Jesu Reich. Teilen die gleiche Hoffnung - gerade am Sonntag, am Tag des Herrn. Gott feiern, auf ihn hören und sich auf ihn ausrichten. An seinen Quellen satt werden. Gott begegnen und den Glaubensgeschwistern.

So wie wir heute Morgen. Verbunden mit vielen Christen auf der ganzen Welt.
Gemeinschaft mit Gott tut gut. Gemeinschaft mit den anderen tut auch gut Das spüren wir beim Kaffeetrinken nach dem Gottesdienst. Nächste Woche können wir wieder miteinander essen - und im Mai sogar ein ganzes Freizeit-Wochenende miteinander verbringen. Noch mehr Zeit sich auszutauschen und weiter zusammenzuwachsen. Zeit voneinander zu lernen und uns zu ergänzen. Wir brauchen einander, gerade in unserer Unterschiedlichkeit. Und auch gerade in kommenden Bedrängnissen.
Wir brauchen einander um uns gegenseitig zu ermutigen, uns zu helfen. Um einander ein Segen zu sein.
Also, liebe Glaubensgeschwister, haltet am Glauben fest.
Stärkt weiterhin unsere Gemeinschaft. Haltet unbeirrt durch. Jesus ist der Sieger.

Johannes
feiert also den Sonntag. Er sucht die Begegnung mit Gott – und erlebt ihn. Laut. Klar. Durchdringend wie eine Posaune hört er Gottes Stimme…
und bekommt eine Aufgabe, eine herausfordernde: Er soll Bilder beschreiben, die sich kaum beschreiben lassen. Er soll ausdrücken, wofür es kaum Worte gibt.
Mit Gottes Hilfe wird er es schaffen – wie wir wissen. Auch wenn wir diese Bilder letztlich nicht alle verstehen.
Hören wir, wie es weitergeht:

12 Ich wandte mich um, weil ich sehen wollte, wessen Stimme es war, die ich hörte, und wer mit mir redete. Da sah ich sieben goldene Leuchter 13 und mitten unter den Leuchtern jemand, der aussah wie der Menschensohn. Er war mit einem Gewand bekleidet, das ihm bis an die Füße reichte, und trug ein breites goldenes Band um die Brust.
14 Das Haar auf seinem Kopf war weiß wie schneeweiße Wolle, und seine Augen glichen lodernden Flammen.
15 Seine Füße glänzten wie Golderz, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme klang wie das Tosen einer mächtigen Brandung.
16 In seiner rechten Hand hielt er sieben Sterne, und aus seinem Mund kam ein scharfes, beidseitig geschliffenes Schwert. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne in ihrem vollen Glanz.

Das ist nicht das bedürftige Baby aus der Krippe. Nicht der Wanderprediger. Auch nicht der leidende Jesus am Kreuz.  
Das, das ist der Auferstandene.
Der Herrliche. Der prächtige Herrscher.  
Majestätisch.
Hell und weise.
Unschuldig, makellos und rein.
Leuchtend und glänzend.   
Mit rauschender Stimme und glühendem Blick.
Stark. Beständig.
Gewaltig.
Bemächtigt zu richten.
Die mächtigste Macht die es überhaupt gibt.
Der höchste und göttlichste Bote Gottes.
Der Prophet, der Gottes Wahrheiten bringt.
Der Hohepriester, der den Weg zu Gott aufschließt.
Der Retter.
Der Herr.
König dieser und der himmlischen Welt.
Strahlender Sieger.
Der, der auf ewig auf dem Thron Gottes sitzt.
Dem auf ewig alles gehört.
Derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.
Der Sohn Gottes.
Jesus Christus.

17 Bei seinem Anblick fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder.

Jesu Gestalt haut Johannes um. Diese geballte Herrlichkeit hält er nicht aus. Er fällt hin, geht zu Boden, wie tot.
So ist das auch schon anderen passiert: Jesaja und Hesekiel, den Propheten. Auch den Jüngern auf dem Berg der Verklärung, wie wir vorhin gehört haben.
Soviel Licht und Macht! So viel sichtbare pure Gottheit! Das halten wir Menschen nicht aus. Nichtmehr seit dem Rauswurf aus dem Paradies. Und das liegt nicht an Jesus. Es liegt an uns selbst. Wir sind nicht rein genug. Wir sind gefallene Menschen. 
Und doch zeigt sich Gott manchmal so mächtig.

Jesus ist jetzt auch hier bei uns – genauso mächtig und gewaltig. Nicht sichtbar, und doch ist er da. Wie hinter einem Vorhang. Verborgen, aber anwesend mit seiner majestätischen Macht.
Will ich das glauben?  
So viel Macht… das ist mir... zu groß… nicht reifbar...erschreckt mich  
Will ich so einer Macht begegnen? Will ich sie an mich ran lassen? Auch wenn ich mich dann vielleicht auf dem Boden wiederfinde?
Darf Gott mir so begegnen, wie Er das gut findet?
Oder mache ich vielleicht dicht – tief in mir drin? Will lieber selbst bestimmen, wie Gott mir begegnen darf. Will das selbst kontrollieren? Vielleicht ist mir ja ein Gott lieber, der etwas harmloser ist, nicht so gewaltig…
Aber dann wäre Gott nicht Gott.

Vielleicht scheue ich auch die Worte. Will solch klare durchdringende Worte nicht hören. Worte, die alles ans Licht bringen. Wahre Worte, bei denen ich mich nicht mehr selbst täuschen kann. Vielleicht will ich mir nichts sagen lassen.

Johannes wirft die Begegnung mit Jesus um.
Bei uns sind es meist andere Sachen, die uns umhauen:
Eine Krankheit vielleicht.
Schwierige Beziehungen oder Streit machen uns nieder.   
Vielleicht sind es Geldsorgen oder Zukunftsängste.  
Vielleicht hat uns der Verlust eines lieben Menschen auf den Boden geworfen.
Da am Boden ist es hart. Und kalt. Vielleicht kommen Zweifel. Zweifel auch an Gott und seinem Handeln.
Da am Boden spüren wir, wie kraftlos wir sind. Und wie ohnmächtig.

Ohnmächtig wie Johannes. Wie geht Jesus jetzt mit ihm um?
Hören wir weiter:

Doch er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: »Du brauchst dich nicht zu fürchten! Ich bin der Erste und der Letzte
18 und der Lebendige. Ich war tot, aber jetzt lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zum Totenreich.

Jesus steht da, in all seiner Herrlichkeit. Johannes liegt auf dem Boden, direkt vor ihm.
Jesus legt ihm seine Hand auf.
Dazu muss er sich bücken!
Dieser gewaltige majestätische Herrscher bückt sich! Er beugt sich zu Johannes runter.
Der Mächtige beugt sich zu dem Ohnmächtigen. Der Allmächtige, zu dem ohne Macht.
Der Gott geht vor dem Menschen in die Knie.
Unfassbar.

Der Herrscher beugt sich zum Diener runter, damit er ihm nah sein kann. Damit er ihn berühren kann. Mit seiner rechten Hand. Tröstend und schützend.
Einer Hand , die so gewaltig ist um Sterne zu erschaffen.
Und so zärtlich, um Tränen von den Wangen zu wischen.

Auch dich sieht Jesus. Er ist dir nah, egal wo du gerade bist. Auch wenn du auf dem Boden liegst.
Jesus mag dich ganz besonders. Er freut sich riesig, dass es dich gibt. 
Du bist dem König so kostbar, dass Er sich zu dir runter beugt.  Seine Hand wärmend auf dich legen will. Dich berühren will.
Du kannst selbst entscheiden, ob du das möchtest – in aller Freiheit. Jesus bietet dir seine Hand an.  

„Fürchte dich nicht“, sagt Er zu Johannes.
„Fürchte dich nicht“, sagt Er auch zu dir.
Hab keine Angst! Jesus ist größer als dein Alltag, mächtiger als deine Sorgen. Stärker als der Tod. Er ist ewig. Du kannst Ihm vertrauen.

Erschrick nicht!
Jesus ist der Mächtigste den es gibt. Aber du brauchst keine Angst vor Ihm zu haben. Ehrfürchtig kannst du sein, das ist passend. Danken, kannst du Ihm. Ihn loben und anbeten. Er ist es wert.  

Halte durch!
Jesus hat Aufgaben für dich. Vielleicht ist es dran etwas in Angriff zu nehmen, etwas Neues zu wagen.
Vielleicht gilt es auch zur Ruhe zu kommen oder abzuwarten. Oder es will etwas durchgestanden sein. Frag Ihn, was Er von dir möchte.
Es wird dich herausfordern. Aber Jesus ist immer dabei. Du wirst es mit ihm schaffen.

„Fürchte dich nicht!“
sagt Jesus Christus, unser Herr. „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, aber jetzt lebe ich in alle Ewigkeit.“  Und du sollst es auch.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen.


Zurück