Predigt zu Offenbarung 1, 4-8 von Hans-Georg Ahl

10.05.2018, 07:31

Predigt Offb 1,4-8

 

Johannes an die sieben Gemeinden in ´der Provinz` Asien: Gnade und Frieden ´wünsche ich` euch von dem, der ist, der war und der kommt, von den sieben Geistern vor seinem Thron 5 und von Jesus Christus, dem vertrauenswürdigen Zeugen ´für die Wahrheit`, der als Erster von den Toten auferstanden ist und jetzt über alle Könige der Erde regiert. Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unseren Sünden erlöst hat, 6 ihm, der uns zu Mitherrschern in seinem Reich und zu Priestern für seinen Gott und Vater gemacht hat, ihm gebührt die Ehre und die Macht für immer und ewig. Amen. 7 Und er wird wiederkommen! Auf den Wolken wird er kommen, und alle werden ihn sehen, auch die, die ihn durchbohrt haben. Sein Anblick wird alle Völker der Erde in Schrecken und Trauer versetzen.1 Ja, amen, ´so wird es sein`. 8 »Ich bin das A und das O2, ´der Ursprung und das Ziel aller Dinge`«, sagt Gott, der Herr, der ist, der war und der kommt, der allmächtige Herrscher.

 

Liebe Geschwister,

unser heutiger Text beleuchtet das Geschehen an Himmelfahrt sozusagen von der anderen Seite und macht uns klar, was wir als Christen davon haben, dass Jesus seine Königsherrschaft schon angetreten hat. Denn ehrlich gesagt: manchmal sehen wir nicht viel davon, und noch ehrlicher gesagt: wir machen auch recht wenig Gebrauch davon, dass der König aller Könige und Herr aller Herren unser Herr ist. 

Denn dass wir zu ihm gehören ist ja nun die Hauptaussage dieses Abschnitts, in dem das Heilsgeschehen mit kräftigen Worten das unauflösliche Band zwischen Jesus und uns beschreibt:

  • Der uns liebt: das ist und bleibt der Hauptcharakterzug Gottes und darauf läuft auch sein Handeln uns gegenüber hinaus und sein Ziel ist, dass wir uns untereinander so lieben, wie er uns liebt.
  • Der uns erlöst hat – das Kreuzesgeschehen ist und bleibt das zentrale Heilsereignis für uns – Vergebung ist eben nicht etwas, was wir aus uns selber könnten, sondern sie widerfährt uns durch sein Blut – und ist deshalb objektiv, weil das Lösegeld für unsere Sünden bezahlt ist
  • Der uns zu Königen und Priestern gemacht hat, also Menschen die für andere verantwortlich sind, die sie leiten und führen sollen, die auf das äußere Wohl und auch das Heil anderer Menschen bedacht sind. Und damit ist ja klar, liebe Christen aus Rahmede, Oberrahmede und der Kreuzkirche: Dies alles ist zu unserem Heil geschehen, aber Gott hat mehr im Blick, er will die anderen auch, wir sind für andere da, wir sollen sie zum Heil leiten. Wir wollen und können nicht zufrieden damit sein, wenn uns die Leute auf dem Vogelberg auf dem Weg zu unserem Gottesdienst anschauen und sich fragen, wo wir unseren Bollerwagen mit der Kiste gelassen haben.

Nun ist ja zu Anfang unseres Textes von den 7 Gemeinden die Rede und es folgen dann zum Auftakt der Offenbarung die 7 Sendschreiben. Wenn man so will, enthalten diese 7 Briefe den Auftrag Jesu an seine Gemeinde bis zu seiner Wiederkunft. Und da 7 in der Bibel eine Zahl der Vollkommenheit ist, kann man sagen: den kompletten Auftrag an seine Gemeinde. Und da er noch nicht wiedergekommen ist können wir sagen: einen bis heute gültigen Auftrag. Normalerweise legt man nun diese 7 Sendschreiben einzeln aus. Wir wollen sie heute Morgen mal als Gesamtbild sehen und schauen, was Jesus uns damit heute zu sagen hat. Und sie werden merken: Die Themen sind aktuell.

  1. Die erste Liebe (Ephesus)

Wie gesagt, die Sendschreiben richten sich an einzelne Gemeinden. Und die 7 Schreiben eben an alle Christen. Deshalb ist die Frage nach der ersten Liebe nicht in erster Linie eine Frage an den einzelnen sondern an die Gemeinden. Wie sieht es in eurer Gemeinde damit aus? Merkt man es euch an, dass ihr Jesus liebt? Wie lebt ihr untereinander? Wie lebt ihr mit den Menschen in eurer Nachbarschaft? Ist Liebe das Merkmal, das andere euch zuschreiben? Und natürlich ist dann eben doch wieder jeder einzelne gefragt. Erste Liebe, das sind auch Schmetterlinge im Bauch und Gänsehautgefühl im Gottesdienst. Wann haben sie das zuletzt erlebt? Lasst uns gemeinsam das tun, was Johannes der Gemeinde in Ephesus rät: tut die ersten Werke, lebt so, wie es von der ersten Christen berichtet wird, die sich hin und her in den Häusern trafen, alles gemeinsam hatten und an ihrer Liebe zueinander erkannt wurden.

  1. Gefühlte Armut und wirklicher Reichtum (Smyrna)

Wenn das nicht topaktuell ist, was der Gemeinde in Smyrna mitgeteilt wird: ich kenne deine Armut – aber siehe du bist reich! Beides sollten wir zur Kenntnis nehmen. Dass Gott unsere Haushaltsnöte kennt, dass er weiß, dass wir nur ungern Kindergärten schließen oder Menschen entlassen, Gebäude abstoßen, Kirchen schließen oder was immer für Sparmassnahmen uns einfallen. Und dann kommt diese Aussage aus seiner Sicht: du bist reich. Und ich glaube er meint nicht nur: lass dir an meiner Gnade genügen, nein, er meint auch, dass Gott genügend finanzielle Mittel für unsere Gemeinden hat. Wir müssen es lernen, dass es unsere Gemeinde ist, die von uns selber auch finanziert wird. 

  1. Falsche Kompromisse (Pergamon)

Das war und ist natürlich ein Thema für alle Christen durch alle Zeiten. Wie sehr müssen wir uns von der Welt trennen oder uns ihr gleich machen. Wir sind uns einig, dass es nicht unser Auftrag ist, uns aus der Welt zu verabschieden. Aber ich glaube auch nicht, dass wir so leben sollten dass wir gar nicht mehr als Christen erkennbar sind. Den Christen in Pergamon wirft Johanne vor, einfach beim alten Opferkult wieder mitgemacht zu haben. Die Frage an uns könnte sein: Welche Kultstätten betrachten wir als unbedenklich, die es vielleicht gar nicht sind? Ich denke an die unserer Unterhaltungsindustrie aber auch, ich sage das als jemand der sich sehr auf die WM freut, die der Sportidole und das ganze Geschäft, das mit ihnen gemacht wird.

  1. Falsche Lehre – Isebel in der Gemeinde (Thyatira)

Hatte man bei Pergamon noch den Eindruck, dass die dortige Gemeinde in etwas reingerutscht war, dann fährt Johannes bei Thyatira andere Geschosse auf. Diese Gemeinde hatte Isebel an Bord. Und damit für jeden Kenner des AT das ekligste an Weib, das sich der fromme Mensch vorstellen konnte. Isebel, die Ehefrau Ahabs steht eigentlich für 2 Dinge: Für Abgötterei (sie war es, die die Baalspriester ins Land geholt hatte) und für korrupten und unsozialen Regierungsstil. Sie ist es die den Schlappschwanz Ahab anstachelt, sich Naboths Weinberg durch falsche Zeugenaussagen unter den Nagel zu reißen.

Wir leben in einer Welt, die von Isebel regiert wird und wir sind eher der Ahab, der sagt: da kann der einzelne ja doch nichts machen bei diesem Weibsstück. Jesus sagt der Gemeinde in Thyatira: wer überwindet und hält meine Werke, dem will ich Macht geben über die Heiden.

  1. Sehr lebendiger Ruf – in Wirklichkeit tot (Sardes)

Der nächste Punkt ist recht knifflig. Ich weiß nicht, wie sie selber von ihrer Gemeinde denken. Doch als selbst für eine der hier beteiligten Gemeinden Mitverantwortlicher kenne ich das schon, dass man sich selber auf die Schulter klopft, wenn einem Studenten aus der Gemeinde oder Urlauber erzählen, dass sie in einem Gottesdienst waren, wo sie sich verirrt vorkamen und schief angeschaut wurden, weil sie laut mitgesungen haben. Klar, wir können und sollen für vieles in unseren Gemeinden dankbar sein, doch es ist Gott der über unser Leben entscheidet und der es allein schenken kann. Und genau so ist es such mit

  1. Die offene Tür (Philadelphia)

Denn das kann allein Gott. Menschen für das Evangelium öffnen. Der nächste Satz nach dem „ich habe dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie schließen lautet: denn du hast eine kleine Kraft – wie tröstlich. In Gefahr sind wir offensichtlich, wenn wir von unseren eigenen Kräften und Möglichkeiten her denken und planen, wenn wir auf unsere eigene Kraft zu große Stücke halten. Aber wenn diese Zusage uns gilt, kann ja unsere Antwort nur die sein, dass wir offene Türen für Menschen  haben, die Gott in die Nachfolge einladen möchte. Und offene Türen heißt ja dann auch, dass unsere Gäste, die wir gewinnen wollen, mitbestimmen, was bei uns gesungen und geredet wird, was gegessen und getrunken wird. Als guter Gastgeber erkundige ich mich, welchen Geschmack meine Gäste haben und versuche es ihnen möglichst schön zu machen. Das mit der offenen Tür ist eine schöne Zusage für „pro Christ“ im November in der Schützenhalle in Lüdenscheid.

 

 

  1. Kalt oder Warm – entscheidet euch (Laodizea)

Das letzte und 7. Sendschreiben hat nicht zufällig dieses Thema. Nicht nur die Christen in Laodicea sondern auch wir sind in unserem persönlichen Christsein und auch als Gemeinden immer wieder vor diese Frage gestellt.

Jeder persönlich sollte seinen Zugang pflegen und den Ort aufsuchen, wo sein Akku aufgeladen wird. Und als Gemeinden wollen wir Orte anbieten, wo dies geschehen kann.

Der Brief an die laue Gemeinde schließt mit dem Satz: Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hinein gehen und das Abendmahl mit ihm halten. Im Urtext ist damit eine ganz normale Mahlzeit gemeint. Und die haben wir gleich auch, in Gemeinschaft mit ihm und untereinander.

 

 


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