Predigt zu Matthäus 22, 1-14 von Hans-Georg Ahl

16.06.2018, 08:20

Predigt Mt 22, 1-14

1 Jesus fuhr fort, ihnen Gleichnisse zu erzählen. Er sagte: 2 »Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der für seinen Sohn das Hochzeitsfest vorbereitet hatte. 3 Er sandte seine Diener aus, um die, die zum Fest eingeladen waren, rufen zu lassen. Doch sie wollten nicht kommen. 4 Daraufhin sandte der König andere Diener aus und ließ den Gästen sagen: ›Ich habe das Festessen zubereiten lassen, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!‹ 5 Aber sie kümmerten sich nicht darum, sondern wandten sich ihrer Feldarbeit oder ihren Geschäften zu. 6 Einige jedoch packten die Diener des Königs, misshandelten sie und brachten sie um. 7 Da wurde der König zornig. Er schickte seine Truppen und ließ die Mörder töten und ihre Stadt niederbrennen. 8 Dann sagte er zu seinen Dienern: ›Das Hochzeitsfest ist vorbereitet, aber die Gäste, die ich eingeladen hatte, waren es nicht wert, ´daran teilzunehmen`. 9 Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet alle zur Hochzeit ein, die ihr dort antrefft.‹ 10 Die Diener gingen auf die Straßen und holten alle herein, die sie fanden, Böse ebenso wie Gute, und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen. 11 Als der König eintrat, um zu sehen, wer an dem Mahl teilnahm, bemerkte er einen, der kein Festgewand anhatte. 12 Mein Freund‹, sagte er zu ihm, ›wie bist du ohne Festgewand hier hereingekommen?‹ Der Mann wusste darauf nichts zu antworten. 13 Da befahl der König seinen Dienern: ›Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus, dorthin, wo es nichts gibt als lautes Jammern und angstvolles Zittern und Beben.‹ 14 Denn viele sind gerufen, aber nur wenige sind auserwählt.

 

Liebe Gemeinde,

„königliche Hochzeit“ – das war für meine Schwiegermutter ähnlich elektrisierend  wie für mich das WMfinale.  „Königliche Hochzeit“ – und keiner geht hin – das gibt es doch nicht. Und genau dieses unerhörte Geschehen erzählt Jesus in dem Gleichnis, das ich geradevorgelesen habe. Und es ist eben ein Gleichnis dafür, wer in das Reich Gottes herein kommt und wer nicht, und, vielleicht das schwierigste, dass man drin sein kann und wieder rausfliegt.

  1. Wer nicht rein kommt

Das war so üblich: 1 Stunde, bevor es wirklich los ging, schickte man seine Diener vorbei und ließ sagen: so macht Feierabend, duscht und macht euch schick, gleich geht es los. Man kann dieses Fest ganz sicher schon riechen: es riecht nach frisch gegrillten Mastkälbern, normalerweise müsste ihnen das Wasser im Mund zusammen laufen. Die Reaktion der geladenen Gäste ist absolut nicht nachvollziehbar, sie lassen sich auch durch eine zweite  Einladeaktion mit anderen Dienern nicht zum Sinneswandel anstiften, im Gegenteil: manche werden sogar handgreiflich, misshandeln die Diener des Königs und bringen sie sogar um.

Klar: damit will Jesus die Führer des Gottesvolks anklagen. Sie sind die geladenen Gäste. Der Sohn, zu dessen Ehren das Fest stattfindet ist Jesus und die Diener sind die Propheten. Aber was ist mit denn mit uns? Lukas erzählt dieses Gleichnis auch, und bei ihm ist der Fokus nicht so stark auf das jüdische Volk und seine ablehnende Haltung gelegt. Hier erfahren wir dann auch Gründe, weshalb geladene Gäste absagen bzw. sich sogar entschuldigen, also eigentlich ganz gerne an der Party teilnehmen würden, jetzt aber wichtige Gründe haben, abzusagen. Dort werden uns drei Absagen näher vorgstellt:
           Ackerkauf – keine alltägliche Investition, nachvollziehbar, dass man sich darum kümmern  

           muss, oder?

5 Ochsengespanne= komplett neuer Fuhrpark, logo, dass man sich darum kümmert, oder?

Just married – erst mal sind Flitterwochen dran, oder?

Und mit diesen Absagegründen sind wir doch ziemlich nah bei dem, warum Leute heutzutage sagen, dass ihnen im Moment ihre Geschäfte, ihr Fuhrpark oder ihre Beziehungskisten wichtiger sind als das Reich Gottes. Bei der nächsten Fete sind sie dann dabei, es sei denn irgendetwas kommt ihnen dann wieder dazwischen. Wir sollten uns also im Blick auf pro Christ darauf einstellen, dass das für viele unserer Zeitgenossen genauso interessant ist, wie ein Sack Reis, der in China umkippt.

 

  1. Wer rein kommt

Und nun zum erfreulichen Teil: der Festsaal ist gedeckt, der König hat sich nicht von seinem Plan abhalten lassen, diese Fete ordentlich steigen zu lassen. Wie schön für alle, die so völlig unerwartet zu einer solchen Party dazu stoßen dürfen. Bei Matthäus wird sehr betont: Gute und Böse, alle sind eingeladen! Damit will Jesus doch sagen: diese Einladung kann man sich nicht verdienen, sie erfolgt nicht nach menschlichen Maßstäben, sie ergeht an alle! Der Saal soll richtig voll werden. Auch hier erzählt uns Lukas etwas mehr, denn er hebt zwei Gruppen noch einmal deutlich hervor: die Armen, Bettler, Blinden, Krüppel. Also die, die man nun wahrhaftig wirklich nicht bei einer königlichen Hochzeit erwarten würde. Noch mehr als heute war man nämlich zur Zeit Jesu der Meinung, dass jemand, dem so etwas Schlimmes wir eine Behinderung oder eine Krankheit widerfuhr, selber schuld sein müsse, oder seine Eltern. Und wenn wir ehrlich sind, denken wir das doch auch bei vielen Menschen, dass sie selber schuld sind, dass es ihnen so schlecht geht. Und eine 2.Gruppe rückt noch  in den Fokus: die „Brüder von der Landstraße“. Denn als noch Plätze frei sind, schickt er noch einmal einen Knecht genau zu denen, mit dem Auftrag sie zum Fest zu nötigen, also ganz dringlich einzuladen. Auf dem Bild an der Stirnseite des großen Saals im Mutterhaus Sarepta hat sich der alte Vater Bodelschwingh selbst „rein“ malen lassen: als dieser Knecht! Wir können also sagen: bei Matthäus liegt der Fokus darauf, dass jeder rein kommt, bei Lukas sind es vorzugsweise die Benachteiligten, die, denen das Leben übel mitgespielt hat.

  1. Wer dann doch wieder rausfliegt

Und nun ist der Festsaal also gefüllt und einer fliegt doch wieder raus. Er hat kein Festgewand an. Das fällt natürlich sofort auf. Vielleicht kennen sie das, dass man einfach falsch angezogen ist. Er wird als Freund angesprochen und kann also noch erklären, wie er sich sozusagen als blinder Passagier rein geschlichen hat. Und er landet dann gefesselt, an dem Ort wo nur Jammern, Zittern und Beben bleiben, also dem genauen Gegenteil des Festsaals.

  • Das scheint als eine eigentlich unmögliche Möglichkeit zu sein, dass man ohne Festgewand hineinkommt. Wenn man Lukas wieder mit in die Überlegungen rein nimmt, ist es völlig undenkbar, dass die geladenen Gäste über festliche Kleidung verfügen.
    Denkbar ist, dass an der Tür Schlipse verteilt wurden, also der Gastgeber für diese Kleidung sorgte- aber davon steht hier nichts
    Am besten gefällt mir noch die Erklärung, dass dieses Festgewand im übertragenen Sinn gemeint ist, der neue Mensch, der mit weißen Kleidern angezogen ist, und der Stoff ist die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Wenn man so will: das Taufkleid.
    Oder es handelt sich schlicht um einen Schmarotzrer, der durch miese Kleidung seine Verachtung für den Gastgeber ausdrücken will. Jemand, der offensichtlich keine Ahnung hat, wer dieser Gastgeber ist, dass er seinem Schöpfer und Richter gegenübersteht.

Sie merken: wir wissen es nicht 100%ig. Aber eins steht fest: es gibt Menschen, die schon im Festsaal sind, die das Reich Gottes geschmeckt haben, die die Einladung angenommen haben, und doch wieder raus fliegen. Und das schmerzlichste: die auch die goldene Brücke, die durch die freundliche Anrede Gottes entsteht nicht annehmen. Denn diese Anrede ließ ihm eigentlich noch die Chance zum Kleidungswechsel. Das Festgewand für die himmlische Fete gibt es nur geschenkt und dieses Geschenk könnt ihr heute annehmen.

 


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