Predigt zu Lukas 12, 42-48 von Hans-Georg Ahl

24.11.2017, 10:03

Predigt Lukas 12, 42-48

Darauf sagte der Herr Folgendes: »Woran erkennt man denn einen treuen und klugen Verwalter? Angenommen, ein Herr überträgt einem seiner Diener die Verantwortung, der ganzen Dienerschaft zur gegebenen Zeit das Essen zuzuteilen. 43 Wenn nun sein Herr kommt und ihn bei der Arbeit findet – wie glücklich ist da der Diener zu preisen! 44 Ich sage euch: Der Herr wird ihm die Verantwortung für seinen ganzen Besitz übertragen. 45 Wenn jener Diener sich aber sagt: ›Mein Herr kommt noch lange nicht!‹ und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen, während er selbst schwelgt und prasst und sich volltrinkt, 46 dann wird sein Herr an einem Tag kommen, an dem er ihn nicht erwartet, und zu einem Zeitpunkt, an dem er es nicht vermutet. Er wird den Diener in Stücke hauen lassen und ihm dasselbe Los bereiten wie den Ungläubigen.« 47 »Der Diener, der den Willen seines Herrn kennt und sich nicht ´auf sein Kommen` vorbereitet und nicht tut, was sein Herr will, wird hart bestraft werden. 48 Wer hingegen den Willen seines Herrn nicht kennt und etwas tut, was Strafe verdient, wird weniger hart bestraft werden. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel gefordert, und wem viel anvertraut wurde, von dem wird umso mehr verlangt.«

Liebe Gemeinde,

am Ende des Kirchenjahrs steht schwere Kost auf dem Predigtplan, so auch heute. Und weil das Schwere auch zu unserem Leben als Christen gehört, wo könnte dieser Satz passender gesagt werden als am Ewigkeitssonntag, wollen wir uns dem heute auch stellen.
Natürlich ist als erstes die Frage wichtig, wen Jesus mit diesem Bild vom guten und schlechten Haushalter überhaupt meint. Wenn wir Vers 41 mit dazu nehmen ist die Frage  auf jeden Fall vorerst geklärt. Denn da fragt Simon Petrus: sagst du dieses Gleichnis zu uns oder zu allen? Er meint das unmittelbar vorher erzählte Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen, also eine mahnende Geschichte davon, dass die Hälfte der Brautjungfern die Hochzeit verpassen, weil sie nicht genug Öl für ihre Lampen eingekauft haben. Und genau an diese Frage des Petrus schließt dieses neue Bild von Jesus an. Und es geht auch hier darum wie der Herr, wenn er wiederkommt seine Leute vorfindet. Wir werden uns also zunächst dem guten Haushalter und dann dem schlechten und dann dem Schlusssatz Jesu zuwenden.

  1. Der gute Haushalter

Das Wort, das hier im griechischen Urtext steht, kennen wir auch aus unserem Sprachgebrauch. Es ist das Wort Ökonom, wörtlich der Gesetzgeber oder Bestimmer für das Haus. Es ist dabei nicht an ein Singlehaushalt gedacht sondern an ein großes Haus mit einigen Angestellten für Haus, Hof und Garten. Seine Hauptarbeit ist es die Angestellten gut mit Essen und Trinken zu versorgen, denn das ist der Hauptbestandteil ihres Lohnes. Und wenn jemand das gut macht, muss er die Vorlieben seiner Leute kennen, also eine gute Beziehung zu ihnen haben. Er muss wissen, was sie gerne essen und trinken und das darf nicht sein einziges Kriterium sein, denn nicht alles, was wir gerne mögen ist gut für uns. Also wird er auch darauf achten, dass es gute und gesunde Nahrungsmittel sind.
Und dann wird gesagt, dass dieser gute Haushalter, wenn sein Herr ihn so bei seiner Arbeit vorfindet,  nicht nur gelobt wird, sondern eine noch größere Verantwortung übertragen bekommt: für den gesamten Besitz seines Herrn. Und wenn wir noch mal daran denken, wie die Ausgangsfrage war, dann ist das doch eine wunderbare Antwort an Petrus: wenn ihr liebe Jünger und zukünftige Apostel für mein Haus und meine Leute gut sorgt, werdet ihr mit noch mehr Verantwortung belohnt. Und das ist ja dann auch irgendwie wahr geworden mit der ersten Gemeinde, die dann am Pfingstfest entstanden ist.

 

  1.   Der schlechte Haushalter

Zunächst fällt mir auf: es handelt sich um denselben Haushalter. Offensichtlich ist es möglich, dass sich jemand, der von Gott in Dienst genommen worden ist völlig falsch benimmt. Mit dem Gedanken, dass sein Herr weit weg ist und es noch ganz lange dauern wird, bis er wiederkommt, fängt er an sich selber zum Herrn aufzuspielen. Er richtet ein durch Gewalt gekennzeichnetes Regiment auf und er selber schwelgt in gutem Essen und Trinken.
Und mit dieser Beschreibung bin ich noch mal bei der Frage wen Jesus meint. Denn genau so lautet sein Vorwurf an die Pharisäer und Schriftgelehrten: Sie bürden den Leuten schwere Lasten auf – indem sie unheimlich viele kleingedruckte Vorschriften in der Beziehung zu Gott verbindlich machen. Jesus sagt: sie sieben Mücken und schlucken Kamele. Sie über keine körperliche Gewalt aus, wie der Haushalter im Gleichnis, aber es ist ein Gewaltregime in dem Sinn, dass sie ihre Vorschriften vor den Zugang zu Gott bauen. Sie bestimmen, wie man sich Gott zu nähern hat. Und dann erzählt Jesus ein Gleichnis, das sie schrecklich geärgert haben muss.
Und wenn wir dann im Jahr des Reformationsjubiläums in die Kirchengeschichte schauen, merken wir, dass es so gekommen ist, wie Jesus es hier beschreibt: aus den guten Haushaltern der ersten Gemeinde, ist eine Kirche geworden , die sich genau wie damals die Frommen zur Zeit Jesu selber vor Gott gestellt hat und dem einzelnen Gläubigen weisgemacht hat, dass der Zugang zu Gott nur durch den Priester, den Mönch, den Bischof und den Papst möglich ist und dass man wenigstens ordentlich blechen muss, wenn man bei Gott ein wenig Gnade finden will.
Wird allerdings hier noch angekündigt, dass dieser Haushalter in Stücke gehauen wird, so ist das anders gekommen. Auch für ihn gilt: die Strafe liegt auf ihm, sie ist am Kreuz von Golgatha ein für allemal bezahlt. Und genauso wie er dem jüngeren verlorenen Sohn entgegenläuft geht er zu dem knurrigen älteren nach draußen und gibt sich große Mühe, auch ihn zum Fest einzuladen.

  1. Die Folgerung Jesu

Der letzte Satz dieses Abschnitts fasst noch einmal zusammen, was Jesus uns sagen will. Und deshalb müssen wir uns erst mal klar machen, was uns eigentlich gegeben und mit stärkeren Wort anvertraut worden ist, man könnte auch übersetzen, was Gott bei uns deponiert hat. Und da fällt mir der schöne Satz des Paulus ein: wie sollte der, der seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, uns mit ihm nicht alle schenken? Und das ist ein noch stärkeres Wort als anvertraut. Es sind diese unheimlich starken Gedanken und Worte aus dem Römerbrief, die uns klarmachen, was geschieht, wenn jemand Christ wird. Denn das Grundprinzip unseres Lebens lautet dann: Dankbarkeit! Das wurde für Paulus zum Lebensprinzip, er war sich immer bewusst, dass er als ein entschlossener Gegner Jesu durch sein Damaskuserlebnis Gnade gefunden hatte. Das was Gott bei ihm deponiert hat, um beim Wort aus unserem Text zu bleiben, war seine Gnade. Und deshalb wurde er zum Apostel der Gnade.
Ähnlich hat Luther es erlebt und wurde so zum Reformator jener Kirche, die sich selber vor den Zugang zu Gott gebaut hatte. Den hat er wieder freigemacht und so können sie und ich durch Jesu Hilfe selber vor Gott auf die Knie fallen und sagen: Herr, sei mir Sünder gnädig.


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