Predigt zu Johannes 21, 1-13 von Hans-Georg Ahl

15.04.2018, 07:18

Konfirmationspredigt Jo 21,1-14

 

1 Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See Tiberias. Er offenbarte sich aber so: 2 Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger. 3 Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts. 4 Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5 Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.  6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische. 7 Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich ins Wasser. 8 Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen. 9 Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot. 10 Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11 Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz an Land, voll großer  Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht. 12 Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. 13 Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch die Fische. 14 Das ist nun das dritte Mal, dass Jesus den Jüngern offenbart wurde, nachdem er von den Toten auferstanden war.

 

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

 

ich weiß nicht wie es euch heute ganz genau zumute ist, jedenfalls, so sagt man, geht mit dem heutigen Tag ein Abschnitt unwiderruflich zu Ende. Vielleicht nicht eure Kindheit, irgendwie bleibt man ja immer Kind. Und ich weiß nicht, ob ihr es beim Vorlesen des Predigtextes richtig gehört habt, komischerweise redet Jesus hier seine Jünger auch als „Kinder“ an, meines Wissens, das einzige Mal im NT. Dazu später mehr, jetzt fangen wir vorne an.

  1. Voll im alten Leben

Das Kapitel Jesus scheinen die Jünger abgeschlossen zu haben. Und zwar nicht wie ihr, mit einem ganz netten Fest und wenn man es umrechnet akzeptablen Stundenlohn, sondern mit völlig leeren Händen. Und als Lachnummern. Oder was denkt ihr werden die Kommentare der alten Kumpels gewesen sein, als sie wieder am See Genezareth auftauchten. Sie hatten voll auf die falsche Karte gesetzt und mussten jetzt wieder kleine Brötchen backen. Bzw. kleine Fische fangen, oder noch genauer gesagt: gar keine Fische fangen. Wisst ihr noch, wie die Geschichte mit Jesus angefangen hat? Flickten da nicht genau dieselben Fischer, von denen hier die Rede ist, Netze, mit denen sie nichts gefangen hatten? Kann man sich etwas Frustrierenderes vorstellen? Ich weiß nicht, was diese Jünger in dieser Nacht miteinander gesprochen haben. Wir Menschen haben ja eine recht unterschiedliche Art und Weise mit Frust umzugehen. Jedenfalls hatten sie an das Kapitel Jesus einen dicken Haken gemacht. Und sie mussten sich der Wirklichkeit stellen und die hieß: Fische fangen. Und zwar keine Menschen, wie Jesus es dem Simon bei jener Geschichte gesagt hatte, sondern Karpfen und Forellen oder was für Fische auch immer in diesem See zu fangen waren.

Ich will nicht unken liebe Konfis, aber ich sehe auch schon einige von euch, sagen wir in 10 Jahren, auf der Suche nach einem Schnellhefter auf die Konfimappe stoßen, die ihr gleich bekommt. Und dann werdet ihr vielleicht auch denken: Eigentlich war es doch eine ganz nette Zeit. Oder: das war das letzte Mal, dass ich gesungen habe. Oder: die Kohle müsste ich noch einmal haben. Auf jeden Fall ist es sehr gut möglich, dass ihr zwar den Inhalt dieser Schnellhefter ad acta legt, aber ihr wisst das mindestens heute ganz genau: Jesus lässt sich so schnell und einfach nicht abheften. Ihr werdet in eurem Leben niemals davor sicher sein, dass er sich einmischt. So auch hier:

 

  1. Jesus wartet schon in der Box

Jesus weiß, dass diese Jünger ganz dringend in die Box müssen. Da hat Jesus eine ganz einfache Strategie. Er weiß, dass wir Menschen zwar oft denken, wir könnten unsere Runden endlos drehen und es gar nicht merken, wie leer unser Tank und platt unsere Reifen sind. Und erst wenn wir liegen bleiben fällt uns ein, dass wir den Zeitpunkt zum Auftanken total verpasst haben. Und dann heißt es in Abwandlung eines Liedes, das eure Eltern vielleicht im Unterricht auswendig lernen mussten: Jesus schieb mich an auf der Lebensbahn! Hier kommt es zum Boxenstopp, weil Jesus am Ufer steht. Er hat zwar keine Flagge in der Hand, aber es ist allen schon klar, dass da jemand auf sie wartet. Folgendes fällt dabei auf:

  • Er steht schon da, als die Jünger noch ganz mit dem Einholen leerer Netze beschäftigt sind.
  • Sie erkennen ihn nicht sofort
  • Er sagt „Kinder“ zu ihnen, und erinnert sie mit seiner Frage an eine Geschichte, wo nur ein Kind etwas zu essen dabei hatte und dann alle, es waren 5000, satt wurden.
  • Aber bei der Anrede „Kinder“ klingt ja auch mit: kommt nach Hause! Hier dürft ihr euch ausruhen und fallen lassen.
  • Und als Jesus sie dann diesen großen Fang machen lässt, denkt man doch: spätestens jetzt müssten sie es doch geschnackelt haben, es ist aber nicht so. Sondern: einer, der den Jesus lieb hatte, erkennt ihn.
  • Und Simon, mit dem haben wir uns ja auf der Freizeit zu Genüge beschäftigt, schmeißt sich ins Wasser und schwimmt ihm entgegen. Man kann über ihn sagen, was man will, Mut hat er...
  1. Ich erkenne ihn nur, wenn ich mich einladen lasse

Was passiert nun eigentlich in der Box? Einen ganz wichtigen Unterschied zum Autorennen gibt es natürlich: Bei diesem Boxenstopp läuft keine Uhr mit, im Gegenteil, man hat ganz den Eindruck, als hätten alle Beteiligten alle Zeit der Welt. Denn wenn in der Bibel gegessen wird, stehen die Uhren still, das hat nichts mit Schnellimbiss, Döner oder McDonalds zu tun. Auf dem Feuer liegen schon Brot und Fische und die gerade frisch gefangenen kommen dazu. Natürlich werden die Jünger an gemeinsame Mahlzeiten gedacht haben, schließlich haben sie einige Zeit mit Jesus gelebt. Und vielleicht haben sie auch an Geschichten gedacht, die Jesus erzählt hat.

Aber ist das nicht merkwürdig, dass sie sich nicht 100% sicher sind, ob es wirklich Jesus ist? Genauso wie die Emmausjünger merken sie es erst beim gemeinsamen Essen, bzw. als Jesus das Brot nimmt und es ihnen gibt.

So ist das eben mit Jesus: Er stellt sich nach seiner Auferstehung nicht auf den Tempelvorplatz und macht das große Theater, die Bildzeitung gab es noch nicht. Er geht auch nicht von Pontius nach Pilatus und zeigt ihm seine Wundmale und die amtlich beglaubigte Sterbeurkunde und bittet ihn als das 8. Weltwunder nach Rom zum Kaiser geschickt zu werden.

Alle Auferstehungsgeschichten haben es irgendwie mit den Augen, dass Jesus nicht sofort zu erkennen ist, dass sie ihn erst erkennen, wenn er spricht oder eben wir hier beim gemeinsamen Essen.

Und wie ist das bei euch? Klar, wir Mitarbeiter hätten euch schon gerne zu Nachfolgern Jesu gemacht. Aber das können und sollen wir zum Glück nicht, das könnt ihr nur selber werden. Und dazu müsst ihr eben selber mit in die Box! Und was im Anspiel zur Sprache kam, dass zum Leben als Christ auch jede Menge Spaß gehört, das haben wir ja wirklich in diesen eineinhalb Jahren zu Genüge erlebt.  

Ich kann euch nur bitten, euch von ihm einladen zu lassen, auf sein Wort zu hören, an seinem Mahl teilzunehmen und das heißt nicht nur am Abendmahl teilnehmen sondern an der Gemeinschaft der Menschen, die ohne Jesus nicht mehr leben können und wollen. Denn diese Begegnung hat aus frustrierten und verzagten Fischern wieder Menschenfischer gemacht, alle diese Jünger wurden zu Aposteln der ersten Gemeinde und an diesem Morgen bei diesem Boxenstopp war sehr viel Gelegenheit zu Einzelgesprächen...

 


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