Predigt zu 2. Mose 13, 20-22 von Hans-Georg Ahl

28.12.2017, 08:54

Predigt Ex 13,20-22

So zogen sie aus von Sukkot und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste. 

21 Und der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. 22 Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.

 

Liebe Gemeinde,

was haben wir mit dem wandernden Gottesvolk gemeinsam? Nicht viel denkt man auf den ersten Blick. Denn die meisten von uns leben doch sehr sesshaft…Sehr viel meint der Schreiber des Hebräerbriefs, denn er spricht davon, dass wir hier auf der Erde keine richtige Heimat mehr haben, dass wir zu unserer eigentlichen Heimat unterwegs sind, die bei Gott ist. Und den ersten Christen war sehr wohl klar, dass man als Christ immer unterwegs ist, nämlich in der Nachfolge, immer hinter Jesus her. Und natürlich bewegen uns an der Schwelle zu einem neuen Jahr Fragen: wohin bin ich unterwegs? Wohin sind wir als Gemeinde unterwegs? Und wohin bewegt sich unsere Welt?

  1. Führung Gottes ist die direkte Konsequenz der Befreiung

Und deshalb muss zunächst von der Befreiung die Rede sein. Denn dieses zentrale Heilsgeschehen des alten Bundes offenbart Charaktereigenschaften Gottes.
- Gott hört das Schreien seines Volkes (keine Not dieser Welt ist ihm verborgen, keine Träne, die er nicht sieht)
- er sendet Hilfe (sie fängt sehr im Verborgenen, in der Wüste Midians an und wird zunächst gar nicht als solche wahrgenommen)
- Er ist zäh (zäher als der verstockteste Pharao, er bleibt an dem Ball, den wir schon lange abgehakt hätten)

  • Dabei geht es ihm nicht vorrangig um den Pharao, sondern um sein Volk, das soll durch die lange Plagengeschichte auf den Auszug vorbereitet werden und lernen, sich ganz auf seinen Gott zu verlassen!
    - so ergreift Gottes Volk im eigentlichen Sinn nicht die Flucht sondern sie ziehen als die Befreiten hoch erhobenen Hauptes und beschenkt aus

Und wenn wir diese Charaktereigenschaften Gottes im Befreiungsgeschehen des NT, in Kreuz und Auferstehung suchen, finden wir folgende Übereinstimmungen:

  • Gott kennt die Not meines Lebens
    Auch ich ziere mich oft lange seine Hilfe anzunehmen
    Wenn Gott nicht trotz all meiner Verstockungen am Ball geblieben wäre, säße/stände ich nicht hier. Das Wort vom Kreuz ist das Lösungswort der Kreuzworträtsel meines Lebens..
  • Auch ich darf hoch erhobenen Hauptes und äußerlich reich beschenkt (was für viel von uns eine Woche nach Weihnachten ja auch mal gesagt werden darf..) dankbar mit ihm leben.

Und jetzt kommt der entscheidende Gedanke: Gott lässt die Menschen, die er befreit hat, nicht führungslos, sondern er geht vor ihnen her, er bestimmt die Richtung, er bestimmt das Tempo. Sie sind auf Gedeih und Verderb mit ihm verbunden.
Im NT: ihr seid teuer erkauft!

  1. Gottes Führung geschieht in Verhüllung und Licht

Geht es ihnen nicht auch manchmal so, dass sie das Volk Israel  um diese klare Führung beneiden? Das wäre doch ungeheuer praktisch, wenn der heilige Geist wie so eine Art Navi funktionieren würde: in 1 km rechts abbiegen und dann sofort links…Ich glaube allerdings, dass wir uns das ein wenig zu romantisch vorstellen, denn es dauerte nicht lange, bis die Wolke aus Sicht des Volkes viel zu lange stehen blieb und sie sich in absoluter Verklärung der Vergangenheit nach den „Fleischtöpfen Ägyptens“ zurücksehnen. Aber machen wir mal  langsam und schauen uns die genauen Eigenarten der Führung Gottes an:
- sie bestimmt den Weg, also wo es lang geht, dazu natürlich gleich noch mehr..

  • Sie bestimmt das Tempo
  • Sie bestimmt die Pausen

Mit ihrer Erlaubnis (sie können sich ja jetzt eh nicht wehren..) möchte ich diese Eigenarten der Führung Gottes auf Punkt 3 verschieben und mich jetzt mit 2 anderen Auffälligkeiten beschäftigen: zum einen: Gott verhüllt sich in der Wolkensäule. Und das gilt auch im NT: wir leben im Glauben und nicht im Schauen. Nach dem Ausflug auf  den Berg der Verklärung heißt es: sie sahen nichts als Jesus allein. Und das heißt: wirklich enthüllt hat sich Gott in Kreuz und Auferstehung, daran wollen wir uns in allen Rätseln unseres Lebens halten.
Und zum anderen: Gott leuchtet, er ist das Licht auf unserem Weg. Denken sie an die Advents- und Weihnachtszeit mit ihrer ganzen Lichtmetaphorik..
Und diese Spannung zwischen Verhüllung und Licht prägt unseren Weg in der Nachfolge Jesu. Er führt uns durch sein Wort und seinen Geist und bei beidem brauche ich die Geschwister, die Gemeinschaft des Gottesvolkes.

  1. Gottes Führung – oder das Risiko mit Gott zu leben

Beschäftigen wir uns zunächst einmal mit der Richtung. Wohin führt Gott sein Volk? Geradewegs auf das Schilfmeer zu…Und wer sich da ausgeklinkt hätte, wer da gesagt hätte, nein, diesen Weg gehe ich nicht mit..der hätte die entscheidende Etappe, den Durchzug durch das Schilfmeer verpasst. Leben unter der Führung Gottes hat dann allerdings eben auch damit zu tun, dass Gott zur richtigen Zeit die richtigen Menschen in unserem Leben auftauchen lässt: Und ganz oft sind dann auch Platzanweisungen in Familie, Beruf und Gemeinde verbunden.
Nächster Punkt ist die Bestimmung des Tempos. Auch das würden wir natürlich gerne selbst bestimmen, ungefähr nach dem schönen Motto: Herr, schenke mir Geduld, aber bitte sofort..Gott bestimmt das Tempo seines Volkes auch mit Rücksicht auf die Schwächeren. Und er bestimmt es weil er das Ziel und die Wegstrecke kennt. Denn wer zum Beispiel auf einen hohen Berg klettern will, sollte sein Pulver nicht auf den ersten Kilometern verschießen. Und seine Pistenbrötchen nicht schon um 10 Uhr morgens verzehrt haben. Wir sind auf unserem Weg nicht allein, auf die ständige Kommunikation mit Gott kommt alles an!
Und deshalb lernen wir dann auch die Pausen schätzen. Auf der Wanderung des Volkes Gottes in das gelobte Land haben sich die entscheidenden Dinge in solchen Pausen ereignet:
- die Pause am Schilfmeer, in großer Angst und dann der befreiende Schlag
- die Pause am Sinai, der Bundesschluss und die Gebote
-die Pause am Jordan
Und wir kennen in unserem Leben Zwangspausen, die uns vielleicht zwingen, Änderungen in unserem Leben vorzunehmen. Und wir nehmen uns Pausen: Freizeiten z.B.

 


Zurück