Predigt zu 1. Samuel 2 von Hans-Georg Ahl

31.03.2018, 11:40

Predigt 1. Sam 2,1-8

 

1 Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN, mein Haupt ist erhöht in dem HERRN. Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils. 2 Es ist niemand heilig wie der HERR,­ außer dir ist keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist. 3 Laßt euer großes Rühmen und Trotzen, freches Reden gehe nicht aus eurem Munde; denn der HERR ist ein Gott, der es merkt, und von ihm werden Taten gewogen. 4 Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke. 5 Die da satt waren, müssen um Brot dienen, und die Hunger litten, hungert nicht mehr. Die Unfruchtbare hat sieben geboren, und die viele Kinder hatte, welkt dahin. 6 Der HERR­ tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. 7 Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. 8 Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, daß er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse. Denn der Welt Grundfesten sind des HERRN, und er hat die Erde darauf gesetzt.

 

Liebe Gemeinde,

kann der Lobgesang der Hanna so einfach unser Lobgesang in der Osterzeit sein?  Wenn Singen ansteckt und vor allem, uns der Grund zur Freude klar wird, schon. Ich wünsche es uns. Wie lesen wir als Christen überhaupt das AT, die Bibel der Juden? Doch wohl nicht so, dass es, wie die Nazis es seinerzeit wollten, austauschbar wäre gegen germanische Heldensagen. Irgendeiner der Reformatoren hat es mal so ausgedrückt: das AT illustriert das NT! Und zwar nicht in Form einer Art Illustrierte, wie sie beim Friseur ausliegt, sondern es steckt das Wort Licht drin, es kommt vom AT her Licht ins Heilsgeschehen, uns geht ein Licht auf, und zwar ein Licht von hinten, eine Art Hintergrundbeleuchtung ohne die Kreuz und Auferstehung gar nicht zu verstehen wären.

Heute Morgen befinden wir uns also an einer Schlüsselstelle im AT:

Þ Samuel steht in einer Zeitenwende, der letzte Richter, der die ersten beiden Könige salbt, aus dem Stamm des 2., Davids, stammt der Messias, stammt Jesus.

Þ Es ist also das Loblied der geistlichen Mutter Jesu, die Gottes Schöpferkraft am eigenen Leib erfahren hat, und uns als Leute, die ihr Leben der Auferstehung verdanken, zum Mitsingen einladen möchte!

  1. Ostern geht zu Herzen

Dass es Hanna zu Herzen ging, als ihre Periode ausblieb, ist bei der Vorgeschichte klar. Denn Hanna hatte ein großes Herzeleid gehabt. Ohne offene Herzen werden wir dem Auferstandenen nicht begegnen.

Doch zunächst einmal hatten die ersten Zeugen der Auferstehung einen Herzstillstand – vor Schrecken, als das Grab leer war. Und das zieht sich ja nun gewiss durch die ganze Bibel hindurch: dass es immer zu einem Schrecken und zu Furcht kommt, wenn sich Himmel und Erde berühren, wenn Gottes Wirklichkeit in unsere Wirklichkeit hereinbricht. Und genau dies geschah denen, die dem Auferstandenen begegneten und genau dies widerfährt auch heute noch jedem, der dem Auferstandenen begegnet:

  • Solange Jesus so eine Art geschichtliche Heldenfigur ist, kann ich ihn einen guten Mann und bestenfalls noch netten Kerl sein lassen, dessen Leben eben durch widrige Umstände auf tragische Weise endete.
  • Aber wenn Gott ihn wirklich von den Toten auferweckt hat, hängt von ihm nicht irgend etwas ab sondern alles! Dann kann ich ihn eben nicht wie jede andere geschichtliche Figur links liegen lassen oder bestenfalls als ein gedankliches Vermächtnis ansehen, sondern dann besteht ja sein Anspruch auf mich, denn wenn er für sie und mich gestorben ist, dann ist er auch für sie und mich auferstanden!

Wie es uns zu Herzen geht ist dann zweitrangig:

Es ging dem Verleugner Petrus zu Herzen, und denen, die ihn schmählich verlassen hatten, als er gefangen genommen wurden, und wieder anders den Emmausjüngern, als ihnen auf einmal klar wurde, mit wem sie da auf dem Weg gesprochen hatten und warum es ihnen so warm uns Herz wurde, oder dem Zweifler Thomas, als er seine Finger in die Wunde Jesu gelegt hat.

Nur was einem zu Herzen geht, verändert wirklich das Leben!

  1. Ostern steigt in den Kopf

Und wenn wir jetzt von den Jüngern wieder zurück in die Geschichte im AT gehen, merken wir, dass die Begegnung mit dem lebendigen Gott selbst nicht im Gemüt hängen bleibt sondern ganz schön verändernd und damit ungemütlich werden kann. Die Erfüllung ihres Herzenswunsches öffnet ihr auf einmal die Augen für den Zustand des Volkes Gottes. Deshalb kann sie Samuel nicht für sich behalten.

Und genauso wenig können die Jünger ihre Osterfreude für sich behalten. Die Begegnung mit dem Auferstandenen lässt sie dann auch neu denken:

Þ Zunächst im Blick auf das Geschehene: Musste nicht dies alles geschehen? Ihnen wird auf einmal klar, warum das sinnloseste Geschehen, die Kreuzigung des guten Mannes aus Nazareth, unter Beteiligung aller im Judentum einflussreichen Gruppen und des römischen Imperiums, auch wenn Pilatus meinte seine Hände in Unschuld waschen zu können, das Sinn machende und Sinn stiftende Ereignis der Weltgeschichte ist: Gott stiftet Frieden zwischen sich und uns, indem er seinen Sohn hingibt, die Finsternis am Kreuz ist die des Gerichts über aller Menschen Schuld!

Und deshalb können die, die vorher den Kopf vor Angst in den Sand gesteckt haben, ihn nun da tragen, wo er hingehört: oben, und können anfangen neu zu denken: über sich und Jesus,

Þ und dann auch über die Zukunft:  Gottes Weg mit ihnen, ihre eigene Lebensplanung und die Zukunft der Welt, denn schließlich ist der Auferstandene ja der Herr aller Herren!   

  1. Ostern füllt den Mund

Ostern ist nicht nur Gottes großes „Ja“ zu seiner Welt und seinen Menschen. Hannas Lobgesang macht deutlich: es ist auch ein "Nein" zu seinen Feinden, der Tod, seine Gräber, die sich so gebärden, als seien sie die wahren Herren dieser Welt, seine Vorboten, Krankheit, Materialismus, gestörte Beziehungen usw.

Þ Oder können wir gar nicht mehr von Feinden Gottes sprechen? Sagt Paulus nicht: „Für uns gestorben, als wir noch Feinde waren! Jedenfalls dürfen wir nicht vergessen, dass keiner von uns als Freund Gottes auf die Welt gekommen ist und dass sich in jedem von uns an vielen Stellen Feindschaft gegen Gott regt und zeigt, nur: sie kann seit Ostern nicht mehr dauerhaft die Oberhand gewinnen, sie ist besiegt, letztlich muss sie mit Jesus im Grab bleiben...Aber wie funktioniert das praktisch?

Gott macht aus unserem Minus ein Plus, und das nicht nur als mathematisches Kunststück sondern er bezahlt: Mit dem Leben seines Sohnes am Kreuz!

Es ist, wenn man so will, das Plus vor der Klammer meines Lebens!

Allerdings nützt das  + vor der Klammer nichts, wenn der Inhalt 0 ist.

Und da gibt es 2 Möglichkeiten:

                Þ ich bin nullig und möchte es sein! = gleichgültig

                Þ ich sehe mein Minus und möchte selber ein Plus draus machen und komme natürlich nur bis zum Null...

Wenn also Hanna den Mund jetzt so voll nimmt, dann ist es nicht die Vollmundigkeit mancher Politiker kurz vor der Wahl sondern die einer Frau, die vor wenigen Monaten noch tränenüberströmt, kleinlaut und jammernd vor Gott gestanden hat, deren Minus Gott zu einem Plus verwandelt hat.

  1. Ostern lässt Taten folgen

Eine der schönsten Bach-Kantaten heißt: Herz und Mund und Tat und Leben. Und jede Predigt, die nicht in unserem Leben ankommt, ist unvollständig. Auf welche Veränderung zielt Ostern?

                Þ Bei Hanna: Samuel für Gott

                Þ Bei uns: wir für Gott – persönlich und als Gemeinde!

Unser Herz – Unsere Schaltzentrale, unser Leitbild als Gemeinde

Unser Mund – persönlich und unser Reden und Singen in der Gemeinde

Unsere Tat – was übergeben wir Gott heute ganz bewusst

Unser Leben – wir in seiner Hand!

 


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