Predigt zu 1. Johannes 3, 1-6 von Hans-Georg Ahl

24.12.2017, 09:01

Predigt 1. Jo 3, 1-6

1 Seht doch, wie groß die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich! Doch davon weiß die Welt nichts; sie kennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. 2 Ja, liebe Freunde, wir sind Gottes Kinder, wir sind es hier und heute. ´Und das ist erst der Anfang!` Was darin alles eingeschlossen ist, ist uns vorläufig noch nicht enthüllt. Doch eines wissen wir: Wenn Jesus in seiner Herrlichkeit erscheint, werden wir ihm gleich sein; denn dann werden wir ihn so sehen, wie er wirklich ist. 3 Wer diese Hoffnung hat – eine Hoffnung, die ganz auf Jesus ausgerichtet ist –, hält sich von jeder Sünde fern, um so rein zu sein wie er. 4 Wer sündigt, lehnt sich damit gegen Gottes Ordnungen auf; Sünde ist ihrem Wesen nach Auflehnung gegen Gott. 

5 Und ihr wisst, dass Jesus ´in dieser Welt` erschienen ist, um die Sünden ´der Menschen` wegzunehmen, und dass er selbst ohne jede Sünde ist. 6 Wer ´mit ihm verbunden ist und` in ihm bleibt, sündigt nicht. Wer sündigt, hat nichts von Gott begriffen und kennt ihn nicht.

 

Liebe Gemeinde,

Weihnachten ist das Fest der Liebe und Liebe ist das Hauptthema des 1. Johannesbriefs. Sie wissen ja, dass es im Griechischen, der Sprache , in der das Neue Testament geschrieben worden ist, 3 verschiedene Worte gibt, die man mit Liebe übersetzen kann. Hier ist von der „Agape“ die Rede, also der Liebe, die eigentlich nur Gott selber kann, weil sie sich hingibt, verschenkt, nicht kalkuliert und berechnet. Und doch waren die ersten Christen der Meinung, dass Menschen, die diese Liebe Gottes wahr- und annehmen, offensichtlich auch fähig werden, so zu lieben.

  1. Wir sind geliebte Kinder

Diesen Satz hört man öfter: wir sind ja alle Gottes Kinder. Das stimmt. Allerdings nur in dem Sinn, dass wir alle seine Geschöpfe sind, nach seinem Bild geschaffen sind und mit der Sehnsucht nach echten, wirklichen Leben ausgestattet sind. Nun besteht allerdings kein Zweifel daran, dass man Gottes Kind, so wie es hier steht nur wird, wenn man von neuem geboren wird, wie Jesus es dem Nikodemus in Johannes 3 erklärt. Ich finde das eigentlich eine schöne Beschreibung, weil sie sehr prozesshaft ist. Der Geburt geht eine sehr liebevolle Begegnung voraus, eine Zeit der Schwangerschaft, sicher auch mit Beschwerden aber auch sehr viel Schönem (die Herztöne kann man schon hören…). Manche haben ja eine plötzliche Bekehrung erlebt, das wäre dann eine Sturzgeburt. Aber auch die werden beim Nachdenken auf einmal feststellen, wie viel Gott im Hintergrund in Bewegung gesetzt hat, damit es dazu kam.
Hier liegt nun die Betonung auf dem Gedanken: wenn wir Gottes Kinder sind, dann lasst es uns auch sein! Also im guten Sinn kindlich sein: von unserem Vater alles erwarten, ihm vertrauen, ihn bewundern, uns von seinen Augen leiten lassen. Ich muss an der Stelle mal kurz mit denen reden, die Schwierigkeiten mit Gott als Vater haben, weil sie Schwierigkeiten mit dem eigenen Vater haben. Dran kann man arbeiten, denn Gott hat durchaus auch mütterliche Züge. Aber lassen wir uns doch mal von diesem großartigen Gleichnis vom verloren Sohn oder besser den verlorenen Söhnen leiten. Man könnte es auch als das Gleichnis von dem liebevollen Vater bezeichnen…Nehmen wir mal an, der ältere geht doch rein, was und wie kommunzieren die beiden Brüder untereinander und mit ihrem Vater?

  1. Jesus ist unser großer Bruder

Und nun wird es Weihnachten: Jesus kommt ins Spiel. Und zwar müssen wir heute Morgen die Grätsche zwischen dem irdischen Jesus und dem auferstandenen Christus hinkriegen.
Zunächst zum irdischen Jesus: Das ist eben für unser Leben hier auf dieser Erde, dass wir an einen Herrn glauben, dem unser Leben vertraut ist. Der menschlichen Hunger und Durst kennt, auch den im übertragenen Sinn, der Krankheiten und Verirrungen kennt, der weiß, wie weh sich Menschen gegenseitig tun können. Er wurde einer von uns. Jedoch mit einem großen Unterschied: er war ohne Sünde. Wenn wir die Evangelien lesen, merken wir, dass das nicht so gemeint ist, dass er als neu Art Supermann oder Batman hier gewesen ist. Wir kriegen mit, dass er Humor hatte (im Mittelalter wurde ernsthaft bestritten, dass Jesus gelacht hat..)und dass er sehr traurig sein konnte. Er hat sich oft geärgert und ist sogar mal richtig ausgerastet. Wenn gesagt wird ohne Sünde, dann meint das doch: der Draht zu seinem Vater war intakt, Jesus hat immer wieder darauf geachtet, ihn zu fragen, mit ihm zu kommunizieren.
Und jetzt zum auferstandenen Christus. Und das fällt ja geradezu richtig auf, dass er in diesen 40 Tagen bis zur Himmelfahrt ausschließlich für seine Jünger da ist. Es ist nicht ein öffentlicher Auftritt bezeugt mit der Absicht es allen zu zeigen, dass er lebt. Nein: er zeigt es seinen Jüngern. Emmaus. Thomas. Petrus. Johannes. Und schließlich Paulus. Er bringt seine Jünger wieder zurecht und auf die Spur. So werden sie die Apostel, die Gesandten. Und so entsteht durch den heiligen Geist und sie die erste Gemeinde.

  1. Je näher wir bei ihm sind, desto weiter sind wir von der Sünde weg

Es tut mir Leid, dass ich Sie am ersten Weihnachtstag mit echt schwierigen Fragen befassen muss. Aber die Frage nach Sünde ist eben nicht einfach. Mit hilft beim Denken immer, wenn ich mir erst mal klar mache, nach welchen beiden Seiten man vom Pferd fallen kann. Dabei ist die eine Seite für mich eine Art geistlicher Perfektionismus, dessen Spitze darin besteht zu glauben und zu lehren, man könne als Christ sündlos leben. (Jonathan Paul) Die andere Seite ist die, dass man sagt: Ja wir bleiben eben alle auch als Christen ständig Sünder, da ist eben nichts zu machen, also lasst uns fröhlich weiter sündigen. Wenn wir also auf dem Pferd sitzen bleiben wollen müssen wir diese beiden Fehler vermeiden. Johannes spricht an dieser Stelle von Umgestaltung. Und zwar eine Umgestaltung, die wir nicht aus eigener Kraft können, sondern die nur in Verbindung zu ihm möglich ist. Wenn wir mit ihm verbinden bleiben, lassen wir uns von seinen Augen leiten, bringen wir Situationen und Menschen mit ihm in Verbindung.
Und einen kleinen Tipp enthält unser Text noch: wir können räumliche Distanz schaffen. Also Orte meiden, die uns gefährlich werden können. Die berühmte Frage meiner Oma: Kannst du den Herrn Jesus dahin auch mitnehmen? Borussenfront…da gab es im Wiedenhof mal einen..  


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