Predigt zu Matthäus 7, 24-27 von Hans-Georg Ahl

11.08.2017, 08:59

Predigt Mt 7, 24-27

24 »Darum gleicht jeder, der meine Worte hört und danach handelt, einem klugen Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baut. 25 Wenn dann ein Wolkenbruch niedergeht und die Wassermassen heranfluten und wenn der Sturm tobt und mit voller Wucht über das Haus hereinbricht, stürzt es nicht ein; es ist auf felsigen Grund gebaut. 26 Jeder aber, der meine Worte hört und nicht danach handelt, gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf sandigen Boden baut. 27 Wenn dann ein Wolkenbruch niedergeht und die Wassermassen heranfluten und wenn der Sturm tobt und mit voller Wucht über das Haus hereinbricht, stürzt es ein und wird völlig zerstört.

 

Liebe Gemeinde,

Jesus erzählt dieses Gleichnis, das für sich spricht und das jeder von uns nachvollziehen kann, am Ende der Bergpredigt. Wer letzten Sonntag da war, erinnert sich vielleicht noch daran: aus eigener Kraft kann das keiner, so leben, wie es Jesus in der Bergpredigt beschreibt.
                - bedenken, dass auch Worte schon tödlich sein können
                - bedenken, dass Ehebruch schon mit dem falschen Blick beginnt
                -die linke Wange hinhalten, wenn ich eine Backpfeife auf die rechte kriege
                - statt den Splitter im Auge meines Nachbarn zu sehen, meinen eigenen Balken wahrnehmen
                - mich um meinen täglichen Bedarf nicht zu sorgen

Wie gesagt: aus eigener Kraft nicht. Aber von einem anderen Berg her, wo Jesus nicht seine Wort sprechen ließ sondern sein Leben her gab, vom Berg Golgatha her, wird es möglich so zu leben. Denn dort stirbt mit Jesus mein alter Mensch und wird mit ihm begraben, wie Paulus es später ausdrückt. Und deshalb möchte ich heute Morgen mit ihnen von diesem Grundgedanken aus dieses Gleichnis mit ihnen gemeinsam bedenken. Denn Jesus möchte ja sagen: die Wahl des Grundstücks ist für dein Lebensgebäude entscheidend. Und das entscheidende Kriterium für den felsigen Grund ist das Hören und Tun der Worte Jesu.

  1. Das Hören der Worte Jesu

Jesus scheint offensichtlich der Meinung zu sein, dass ich für meine Lebensplanung darauf achten soll, dass ich mit seinem Wort umgehen kann, dass es an mein Ohr dringt. Sicher: zur Not kann ich auch völlig alleine Christ sein, aber der Normalfall im Leben eines Christen ist es, dass er zu einer Gemeinde gehört, in der eben die Worte Jesu vorgelesen und ausgelegt werden, wo über sie gesprochen und nachgedacht wird, wo man sich über sie freut und auch manchmal ärgert. Und wie oft haben sie das schon erlebt, dass die Predigt in einem Gottesdienst an ihnen vorbeigerauscht ist, aber das Sendungswort beim Abendmahl oder irgendeine Liedstrophe sie total angesprochen hat. Das ist also das erste und wichtigste beim Thema „hören des Wortes“, dass ich Orte aufsuche, wo es verkündigt wird, dass ich Gemeinschaft mit Menschen pflege, die es ebenfalls für ihr Leben brauchen, dass ich mir eine Zeit am Tag nehme, wo ich Gottes Wort lese und darüber nachdenke und wenn es mir eine Hilfe ist, auch Auslegungen des Tagestextes mit lese. Toll, und noch wichtiger beim nächsten Punkt: wenn ich zu einer Kleingruppe oder einem Hauskreis gehöre, wo ich auf einmal merke: das, was ich überlesen habe, ist einem anderen wichtig geworden und ich kann einem anderen helfen, eine schwierige Bibelstelle besser zu verstehen. Und natürlich muss ich, wenn ich auf der Kanzel dieser Gemeinde stehe, etwas zu unserem Bibelabend sagen. Das also waren die „Orte“ die mir eingefallen sind. Jetzt zu etwas fas noch wichtigerem: die Einstellung, mit der ich Gottes Wort höre. Denn man kann die Bibel ganz schön selektiv hören. Und man kann sie ganz schön kritisch hören. Und man kann sich ganz toll an Kleinigkeiten ärgern, Und man kann die ganze Zeit einer Predigt zuhören und hoffen, dass der Pastor was falsches sagt oder etwas über das ich mich ärgern kann. Und über einer solchen falschen Haltung zum Wort Gottes gegenüber sind ganze Gemeinden kaputt gegangen…

  1. Das Tun der Worte Jesu

Ich habe das ja vorhin schon angedeutet: man kann das Tun der Worte Jesu nicht vom Hören und damit von der Gemeinschaft und der Gemeinde lösen. Denn das kann keiner aus eigener Kraft. Nehmen wir mal den sogenannten „reichen Jüngling“ als Beispiel. Der kommt zu Jesus mit der Frage, was er tun muss, um das ewige Leben zu gewinnen. Halte die Gebote, sagt Jesus…Der springende Punkt ist aber dann, dass er das eine „kluge“, wenn wir bei der Sprache unseres Gleichnisses bleiben wollen, tun soll: verkaufe alles was du hast und gib es den Armen und folge mir nach. Und da stellt sich der reiche Jüngling als ein Gefangener seines Reichtums heraus und als Törichter. Denn Reichtum ist ein sehr lockerer Baugrund und allemal kein gutes Fundament. Aber das noch wichtigere als der Verkauf seines ganzen Besitzes ist die Aufforderung Jesu, dass er ihm nachfolgen soll. Denn nur in dieser Nachfolge können wir seinen Willen tun. Was  heißt denn Nachfolge konkret?

-          Dass ich mich in ganz konkreten Situationen frage: was würde Jesus tun? Was hätte er dazu gesagt? Wie hätte er reagiert?  Und da merken sie, wie eng der erste und der zweite Punkt zusammenhängen. Denn ich muss natürlich wissen, was Jesus gesagt und getan hat, um diesem Beispiel folgen zu können!

-          Und da meine eigene Kraft und Ausdauer beschränkt ist, brauche ich unbedingt die anderen, die Gemeinschaft um an bestimmten Punkten vorwärts zu kommen. In der SMD on Bonn hatten wir einen absoluten Langschläfer…Um solche Hilfe zu erfahren, muss ich anderen mitteilen, dass ich ein Problem habe.  Und der Ort dafür ist natürlich nicht der Gottesdienst sondern vielleicht das anschließende Kaffeetrinken oder, besser noch, der Hauskreis, wo dann Leute mit mir gemeinsam nachdenken, wie ich mit den schwierigen Chef oder Nachbarn besser klar komme, für mich beten und bei Gelegenheit nachfragen.

-          Und dann mag es natürlich Stellen geben, wo ich immer wieder an der selben Stelle ausrutsche oder eine Sache nicht geändert kriege, von der 100 %ig weiß, dass sie nicht in Ordnung ist. Und da kann ich da nur dringend dazu raten, seelsorgerlich Hilfe in Anspruch zu nehmen, es also einer Schwester oder einem Bruder im Herrn – und hier wähle ich bewusst diese familiären Bezeichnungen – zu gestatten, mit mir gemeinsam nach tieferen Ursachen zu suchen und schwierige Dinge aufzuarbeiten.


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