Predigt zu Markus 3, 31-15 von Hans-Georg Ahl

10.09.2017, 07:47

Predigt Markus 3,31-35

Inzwischen waren Jesu Mutter und seine Geschwister gekommen. Sie blieben vor dem Haus stehen und schickten jemand zu ihm, um ihn zu rufen. 32 Die Menschen saßen dicht gedrängt um Jesus herum, als man ihm ausrichtete: »Deine Mutter und deine Brüder und Schwestern sind draußen und wollen dich sprechen.« – 33 »Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Geschwister?«, erwiderte Jesus. 34 Er sah die an, die rings um ihn herum saßen, und fuhr fort: »Seht, das sind meine Mutter und meine Geschwister! 35 Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter.«

Liebe Gemeinde,

wenn wir mit unseren Konfis über das 4. Gebot sprechen, du sollst Vater und Mutter ehren, lassen wir diese Bibelstelle meistens weg. Halten wir schon mal so viel fest: besonders freundlich ist Jesus hier nicht zu seiner Familie. Wir wollen heute morgen versuchen uns das Ganze mal aus der Perspektive seiner Familie anzuschauen.

  1. Sie standen draußen

Ich kann die Schwierigkeiten die Maria und die Geschwister Jesu (Josef war wahrscheinlich schon tot) mit ihm hatten schon nachvollziehen. Schon als Kind war er ein wenig verhaltensauffällig, z.B. bei der Rückreise von Jerusalem als 12 jähriger. Und ich glaube, das hatte eine andere Qualität als wenn jemand supermusikalisch, supersportlich oder superschlau ist. Es ist ja sehr wahrscheinlich, dass er den Beruf seines Vaters erlernt und ausgeübt hat, aber wir wissen nicht wirklich viel über seine Zeit in Nazareth. Und so ist es eben anzunehmen, dass ihnen die Popularität Jesu schon ein wenig auf den Senkel ging. Zumindest Maria hätte wohl ein wenig mehr ahnen können und später sage ich auch noch was zu ihr. Jetzt jedenfalls, am Beginn unseres heutigen Predigttextes stehen sie alle incl. Maria draußen.
Auch wir haben uns daran gewöhnt von Außenstehenden zu sprechen und meinen damit Menschen, die keinen Zugang zu Jesus und dem, was er für uns und natürlich auf für sie getan hat. Und wir wollen eben gerne hier ein offenes Haus haben, damit die Außenstehenden rein kommen und dann hoffentlich nicht nur guten Kaffee und Kuchen genießen sondern auch die rettende Botschaft hören.

  1. Sie fragen nach Jesus

Es handelt sich, wenn wir uns an den Wortlaut der Geschichte halten, um Außenstehende, die nach Jesus fragen.  Natürlich ist hier die vorhandene familiäre Beziehung mit ursächlich für ihr Interesse an Jesus. Und diesem Interesse begegnet uns ja auch bei vielen Menschen, offene Ablehnung erfahren wir selten. Aber eben auch, dass Menschen zum Glauben kommen, kommt auch nicht so oft vor. Woran liegt das? Ist das, was Jesus ihnen zu bieten hat, zu wenig? Ich glaube eher zu viel!

  1. Sie müssen sich anders definieren lassen

Und das scheint nun wirklich der Knackpunkt im Verhältnis der Familie zu Jesus zu sein. Jesus stellt ihre Identität in Frage. Es reicht eben nicht, wenn sie ihre Beziehung zu Jesus biologisch definieren. Und natürlich muss ich mir als Pastor in der Volkskirche klarmachen, dass wir jede Menge diffuser Verwandtschaftsbeziehungen im Angebot haben:  Gotteskindschaft über Taufe, Konfirmation, kirchliche Trauung, schöne Feiern an Jubelhochzeiten, schöne Gottesdienste zur Weihnachtszeit, fleißiges Zahlen der Kirchensteuer usw. Und lassen wir dabei die Leute nicht glauben, dass das alles so okay sei. Keine Angst, ich habe nicht vor beim nächsten Weihnachtsfest die Leute zu beschimpfen, dass sie nur an Weihnachten in die Kirche kommen. Ich glaube auch nicht, dass Gott eine Strichliste führt, wie oft wir im Gottesdienst waren, die wird uns genauso wenig nützen wie der Taufschein, wenn wir Eintritt in den Himmel begehren. Denn da zählt nur der Glaube und der gesprochene und gelebte Satz: Herr sei mir Sünder gnädig!

  1. Wer den Willen tut

Diesen letzten und entscheidenden Satz Jesu hätten die Frommen zur Zeit Jesu und die Frommen aller Zeit, auch wahrscheinlich wir, sofort unterschrieben. Nun kenne ich meine Bibel gut genug und sie hoffentlich auch, um sofort zu wissen, dass das eben nicht funktioniert, dass wir den Willen Gottes tun. Denken sie nur an den jungen Mann, der die Gebote von Jugend an gehalten hatte, aber dann traurig von dannen zog als Jesus ihm sagte: verkaufe alles was du hast und folge mit nach. Es gibt wirklich nur einen Weg, dass wir Menschen werden, die seinen Willen tun: ihn selbst und sein Wort annehmen. Und as ist genau das Gleichnis, das Jesus im Anschluss an diese Begebenheit erzählt: wie der Same des Wortes Gottes gestreut wird, was verhindert, dass er aufgeht und wächst und wie wunderbar es ist, wenn er auf fruchtbaren Boden fällt. „Mache mich zum guten Lande, wenn dein Samkorn auf mich fällt.“


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