Predigt zu Jesaja 2, 1-5 von Hans-Georg Ahl

06.08.2017, 07:11

Predigt Jes 2,1-5

1 Dies ist das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, schaute über Juda und Jerusalem. 2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, 3 und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. 4 Und er wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. 5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!

Liebe Gemeinde,

bei der täglichen Nachrichtenflut, mit der wir überschüttet werden, kommt es eigentlich selten vor, dass ich mich richtig aufrege. Aber letzten Sonntag geschah es: Da waren zunächst Bilder von geretteten Flüchtlingen auf dem Mittelmeer zu sehen, danach nahm Wladimir Putin eine Flottenparade der Nordmeerflotte ab, dann wurde von einer riesigen Militärparade in Peking berichtet und wir wichtig das sei, dass man in unserer unsicheren Welt bis an die Zähne bewaffnet sein müsse. Können sie verstehen, weshalb ich dachte, dass ich nicht richtig sehe und höre. Wie wohltuend anders stellt sich Gott die Zukunft der Welt vor!
Der Prophet Jesaja lebte in einer Zeit der äußeren Bedrohung durch die Assyrer mit ihrem König Sanherib, der inneren Bedrohung durch mächtige Strippenzieher, die auch vor Unrecht nicht zurückschreckten und den Götzendienst nach Kräften beförderten. Aber auf der anderen Seite war er auch Zeuge und Begleiter zweier wunderbarere König nach dem Herzen Gottes, Hiskia und Josia.

  1. Der Berg des Herrn ist Golgatha

Wie gesagt, das ist durchausmöglich, dass dieses auch beim Propheten Micha anzutreffende Wort anlässlich eines Tempelfestes des Königs Hiskias entstanden ist. Der „Zionskult“, also die Verehrung des Tempelbergs, wir eigentlich später datiert, aber eigentlich ist hier ja nicht der Berg das Objekt der Anbetung – das wusste Jesaja auch, dass es höhere Berge als den Tempelberg gab – sondern das, was Gott auf diesem Berg tut. Das konnte Jesaja natürlich noch nicht wissen, was sich dann 700 Jahre später unweit des Tempelberges ereignen würde.
    - er hatte natürlich schon eine gewisse Vorahnung, von einem Kind und einem Sohn, dem Messias, dessen Namen eben auch schon auf eine endgültige Rettung der Welt deuten.
Hier auf Golgatha machte Gott diesen Berg zum höchsten und wichtigsten der Welt. Er versöhnte, so drückt es später Paulus in 2. Kor 5 aus, die Welt mit sich selber.  Es ist an dieser Stelle unheimlich wichtig, dass wir uns klar machen, dass von Gottes Seite her alle klar ist. Jesus ist für jeden Menschen, der auf dieser Erde gelebt hat, lebt und leben wird, gestorben und auferstanden. Gottes  Standort ist, so sagt es Jesus, nicht irgendein Palast oder Olymp sondern das Fenster und die Tür des Vaterhauses. Denn er hat seinen Jungen verloren und wartet auf ihn. Was auch immer der Schlimmes getan hat, sein Vater wartet auf ihn. Und genau das haben wir den Menschen zu sagen. Kehr um, er wartet auf dich.
Wenige Tage nach diesen Geschehnissen an Karfreitag und Ostern ließ Gott seinen Geist auf die verbliebenen Jünger fallen und sie begannen aller Welt das Evangelium, die gute Neuigkeit, zu verkünden. Viele machten es, sie liefen herzu zum Berg des Herrn, aber eben bei weitem nicht alle. Und das liegt daran, dass Gott sie freiwillig haben will. Er lässt seinen Jungen bei den Schweinen nicht mit Chloroform betäuben und  nach Hause entführen. Er weiß, dass das keinen Wert hätte. Er muss warten, bis der selber die Kurve kriegt.

  1. Gottes Macht ist sein Wort

Was geschieht aber dann, wenn Menschen die Kurve kriegen und sich auf den Weg zum Berg des Herrn machen. Zunächst werden sie überrascht sein, wie leicht der Herr, der Vater, ihnen die letzten Meter macht. Und dann ist erst mal „Großreinemachen“ mit einem Vollbad und dann das Festmahl dran. Aber dann beginnt genau das was Jesaja so ausdrückt: er lehrt uns seine Wege und hilft auf seinen Steigen zu wandeln. Und deshalb ist das wertvollste, was der Verlorene Sohn nun hat, der Draht zum Vater, dass er mehr und mehr versteht, was der möchte. Genau das geschieht, wenn wir uns als Gemeinde um sein Wort versammeln, hier im Gottesdienst und an vielen anderen Stellen. Ich gebe zu: das Wort scheint mir nicht allzuviel zu sein. Aber genau da sollten wir uns an Jesus erinnern:

-          Wer von euch ohne Schuld ist…

-          Gehe hin und tue desgleichen!
- Reformationsjahr
- Kirchenkampf

  1. Hat also die Friedensbewegung doch recht?

„Schwerter zu Pflugscharen“ – da müssen wir einfach über die Friedensbewegung reden, denn das war ihr aus der Bibel entnommenes Motto. Ich habe jetzt heute morgen nicht vor eine politische Bewertung dieser Bewegung abzugeben, sondern mit ihnen gemeinsam in den Bibeltext zu schauen. Da steht nämlich, dass dies mit den Schwertern zu Pflugscharen in dem Moment geschieht, wo er die Nationen richtet. Es ist für uns ein schwieriger Gedanke, dass ganze Nationen gerichtet werden, aber wir müssen uns dem Gedanken stellen.  Wir hatten ja beim vorigen Punkt schon 2 Beispiele aus unserer Geschichte.
Nun kann man natürlich mit einem gewissen Recht argumentieren:  Wenn am Ende unserer Zeit die Schwerter zu Pflugscharen werden, dann lasst uns doch jetzt schon mal damit anfangen. Es hat schon im Mittelalter und auch in der Reformationszeit Christen gegeben, die gerade an der Stelle die Bibel sehr wörtlich nahmen und für ihre Überzeugungen mehrfach um die halbe Welt geflohen sind. Aber auch in der wirklichen Welt gibt es gute Beispiele. Die Standardbeispiele: Ghandi, M.L.King, N. Mandela.

Und genau das ist die Brücke zum kleinen und entscheidenden Fazit, das der Prophet in Vers 5 zieht. Denn das Licht des Herrn kommt von vorne!


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