Predigt zu Epheser 3, 14-17 von Hans-Georg Ahl

27.05.2017, 09:01

Predigt Eph 3,14-17

 

14 ´Noch einmal:` Wenn ich mir das alles vor Augen halte, ´kann ich nicht anders, als anbetend` vor dem Vater niederzuknien. 15 Er, dem jede Familie im Himmel und auf der Erde ihr Dasein verdankt 16 und der unerschöpflich reich ist an Macht und Herrlichkeit, gebe euch durch seinen Geist innere Kraft und Stärke. 17 ´Es ist mein Gebet,` dass Christus aufgrund des Glaubens in euren Herzen wohnt und dass euer Leben in der Liebe verwurzelt und auf das Fundament der Liebe gegründet ist.

 

Liebe Gemeinde,

 

Paulus, und hoffentlich auch wir, hat zwei Gründe vor dem rechten Vater seine Knie zu beugen.

Da ist nämlich zunächst die äußere Situation. Die charakterisiert Paulus im Vers vorher kurz mit einem Wort, das die meisten von uns auch recht gut kennen: müde.

Die Epheser damals wurden von Bedrängnissen müde. Schon bei der Entstehung der Gemeinde war es zu einem Riesenaufstand gekommen. Denn die Hauptattraktion der Stadt war der riesige Dianatempel.
Ich weiß zwar nicht wo unsere Müdigkeit genau herkommt, warum sich viele von uns fühlen wie Flasche leer, aber ich habe die große Befürchtung

                Þ dass wir uns selber müde machen mit der Fülle unserer Pläne, mit Basaren, Gemeindefesten, Freizeiten, Kreiskirchentagen und vielleicht sogar noch Evangelisationen

                Þ dass es also gar nicht Gott ist, der uns diese ganzen Lasten aufbürdet, im Gegenteil, dass wir ihn auch noch müde machen mit der Fülle unserer Pläne, dass er das Gequitsche unserer Orgel (n und das Geplärre unserer Liede leid ist, wie es dann beim Propheten Amos heißt.

Könnte es also sein, dass unsere Bedrängnisse uns nicht von außen aufgedrückt werden sondern dass wir es selber sind, die sich und andere drängen und sich drängen lassen.

Ich gehöre ja nun eigentlich nicht zu den Freunden eines meditativen Gemeindeaufbaus, aber der Text heute morgen möchte uns ja nun dazu ermutigen, nicht noch weiter mit wackligen Knien durch die Gemeinde zu wanken sondern dass einzig richtige zu tun: uns hinzuknien, und zwar, und damit bin ich beim 2. Grund,  beim einzigen wo es sich lohnt und wo es wirklich angemessen ist.

Dieser 2. Grund ist also die Person des Vaters.

Wer diesem Vater gegenübersteht kann nur knien. Die Haltung entspricht der Beziehung die wir als seine Kinder haben.

Wenn die Lutherübersetzung suggerieren sollte, dass sowieso alle Menschen von vorne herein Gottes Kinder sind, dann ist dieser Eindruck falsch.

Denn Kind dieses Vaters wird man,

                Þ wenn man sich wie der jüngere Sohn in Lk 15 auf den Weg zu ihm macht

                Þ oder wie der ältere sich von seinem Vater zum Fest hereinbitten lässt!

Jesus erzählt dieses Gleichnis ja nun gerade Leuten, die sich als fromme praktizierende Juden selbstverständlich als Söhne Abrahams bezeichneten und auch ganz genau wussten, wer es nicht ist, um ihnen zu sagen: Leute kommt rein!  Kommt rein zum Fest, begegnet dem Vater, wie er wirklich ist.

Und da haben wir ja dann schon die auffallende Parallele zur Müdigkeit. Denn wie beschrieb der ältere Sohn noch mal sein Leben im Vaterhaus: viel Arbeit, viele Gebote und unter dem Strich kein Bock!

Und deshalb lädt uns dieser Vater heute morgen zu seinem Fest ein. Und zu einem festlichen Leben, zu dem dann ganz sicher auch Arbeit gehört...

Sie können natürlich ruhig sitzen bleiben, wenn ich sie jetzt auffordere, sich vor dem Vater hinzuknien. Es kommt nämlich auf die innere Haltung an und natürlich ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn sich innere und äußere Haltung beim Gebet entsprechen.

Nein, wer kniet, gibt Gott die Ehre und stellt ihm sein Leben zur Verfügung.

Und ich bin tief davon überzeugt, dass unsere Müdigkeit nur weicht, wenn wir dem Vater neu überraschend und erquickend begegnen.

Paulus beschreibt ja nun zwei Auswirkungen einer solchen Begegnung, nämlich:

  1. 1.       Eine Kraft von außen, die unsere Stärke wird

In der Physik lässt sich eine Kraft ziemlich exakt messen. Das ist natürlich bei der Dynamis Gottes nicht so, aber Auswirkungen hat sie allemal. Sie wirkt am inwendigen Menschen. Und das ist natürlich in einer Zeit, wo sehr vieles auf das äußere eines Menschen, sein Outfit, sein Auto, sein Haus usw. ankommt, nicht sehr populär.

Und doch wird jeder, wenn er über diese Frage ins Nachdenken kommt, zustimmen, dass diese ganzen materiellen und äußeren Dinge keine tragfähige Lebensbasis sind.

Dass ein Mensch inwendig stark ist, erweist sich wahrscheinlich weniger an guten Tagen als in Extremsituationen, wie Krankheit, Tod, Scheidung, Zerbruch. Da erweist es sich, ob ich einen Halt habe und ein Ziel, das über den Tod hinausgeht, auf das ich zu lebe.

Ein tolles Outfit oder ein dickes Bankkonto kann mir diesen Halt eben nicht geben. Und die meisten Menschen unserer Zeit leben eben so. Das ist übrigens nicht nur und nicht überwiegend ein Problem der jüngeren Menschen...

Und die sind letztlich von uns erzogen worden..

Was ist denn nun die Kraft nach dem Maßstab des Reichtums seiner Herrlichkeit?

Das Wort Reichtum taucht überraschenderweise im Eph einige Male auf...Und natürlich ist kein irdischer oder materieller Reichtum gemeint.

Petrus und Johannes antworten dem Bettler: „Gold und Silber haben wir nicht...“ –

Und – in Klammern gesagt – vielleicht ist das genau unser Problem: dass wir zuviel davon haben...

Nein der Reichtum, von dem Paulus spricht ist nicht ein Haben sondern ein Sein !

Nämlich dass wir Gottes Kinder, sein Eigentum sind, dass wir nicht uns selbst sondern ihm gehören.

Darin liegt die Kraft, die von außen wirkt:

-          dass wir angenommen sind, so wie wir sind

-          dass wir geliebt werden, was uns die Kraft zur Veränderung gibt

-          dass wir beauftragt und gebraucht werden

Das stärkt unseren inwendigen Menschen! Dies alles sind Vorgänge auf der persönlichen Ebene! Nur eine Kraft auf dieser Ebene vermag wirklich etwas in unserem Leben zu verändern!

Und damit bin ich beim 2. Punkt:

  1. 2.       Einen Untermieter, der unser Leben verändert

Mit dem Untermieter ist natürlich Jesus selber gemeint. Und es ist natürlich nicht gemeint, dass ich Jesus als Untermieter in eine Mansarde meiner Lebenswohnung abschiebe, irgendeine Dachwohnung, wo ich ihn nach Belieben aufsuchen kann, wann ich ihn brauche.

                Þ Ich weiß, dass uns das eigentlich so am liebsten ist, wenn wir Orte und Zeiten bestimmen können und natürlich Themen

Aber wenn wir wirklich Jesus in unser Haus einladen, wird er sich damit nicht begnügen. Hier steht etwas von dem Christus, der im Herzen wohnt und dann ist von den Fundamenten, also dem Kellertrakt die Rede.

Und damit sind natürlich die Fundamente unseres Lebens gemeint, die Mauern auf denen alles steht.

                Þ „wer diese meine Rede hört und tut sie“ – gerade bei der Bergpredigt darf man den Inhalt nicht von dem trennen, der da spricht, und der die Kraft gibt, so zu leben...

Das ist also der eine Aspekt des Kellers, der andere ist der, daß sich hier Ver- und Entsorgung abspielen:

                - Energieversorgung, Wasserzufuhr, Kabel und Telefon

Ein Bild, wo man seiner Phantasie Raum geben kann:

-          inwiefern ist Jesus unsere Energiezufuhr?

-          Fließt in unserem  Haus das Wasser des Lebens?

-          Von welchem Kabelsalat werden wir satt

Und dann ist der Keller ja nicht nur der Ort, wo man seine Vorräte hat, sondern, wenn auch nicht gerade eine Leiche doch sein Gerümpel und eben auch seine Entsorgung hat,

Auch das lässt wieder gute Assoziationen aufkommen:

-          unser Abwasser ist bei Jesus an der richtigen Adresse!

Zum Schluss möchte ich noch einmal zur Eingangsfrage zurück: zur Müdigkeit und wie sie weicht: Mit einem Bad in einer Wanne, die mit dem lebendigen Wasser Jesu gefüllt ist!

Und dieses Badewanne soll unsere Gemeinde sein.

                Þ Früher galt die gute Regel: jeder MA braucht einen Kreis, wo er selber auftankt...

 


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